Langweilig?

Gespeichert von mieschka am Mo., 22.09.2003 - 23:57


Langweilig? Kein Problem!

Werde doch einfach Bandnutte! Ob Du nun Samstag Abend blöd vorm Fernsehen sitzt, Dir einen runterholst um Dich danach vors Cave zu stellen und Dich sinnlos zu besaufen, oder ob Du Dich einfach mal woanders hinkutschieren lässt um Dich mal an einem anderen Ort zu besaufen, ist doch wohl scheißegal!

Na ja, so ganz ohne Aufwand geht das auch nicht, aber umsonst ist der Tot.

Was Du geben musst: Du machst den Wasserträger-Schlepparsch und Mädchen für alles.

Was Du kriegst: So viel Bier, wie Du nur reinkriegst, UMSONST! Schönes Wort: Umsonst! Kostenlos! Für mit ohne Geld!

Du fährst mit der Band in den Proberaum und schleppst die Boxen, das Schlagzeug, einfach alles. Wenn Du Dich vorher informierst, oder wenn Du ohnehin schon Ahnung hast, dann kannst Du Kabel abklemmen, passend in Koffer und Cases verstauen und rundfragen ob der Gitarrist genug Picks mithat, ob der Schlagzeuger seinen Hocker braucht und ob der Bassist noch mal Pipi machen muss. Und so weiter. Als anständige Bandnutte stellt man fest, ob auch die Nebensächlichkeiten nicht vergessen wurden. So was wie Gitarren. Und der Keyboarder.

Weil Du ja nicht spielen und nicht fahren brauchst, kannst Du jetzt mit Deiner eigentlichen Arbeit beginnen. Wenn Du aber auch kein Geld hast, um Dir ein paar Bier zum Vorglühen zu besorgen, dann musst Du wohl oder übel warten, bis die Fahrt am Auftrittsort endet. Dann wird alles reingeschleppt, aufgestellt und verkabelt. Dabei ist es wichtig, direkt so zu tun, als hätte man hier irgendwas zu sagen. Je freundlicher und bestimmter, desto besser.

Kaum ist es Spätnachmittag, da geht für Dich persönlich die Sonne auf: Irgendwo wird sich ein Kühlschrank finden, aus dem man sich reichhaltig bedienen kann, ohne zu zahlen. Prost. Schon macht sich alles bezahlt.

Vielleicht wird jemand gebraucht um Schnittchen zu schmieren, um ein paar CDs zu verkaufen oder ein paar Gitarren zu stimmen. Dein Job. Besser als doof rumzusitzen und man lernt automatisch ein paar neue Leute kennen. Gut. Ab und an geht man mal die anderen Bands gucken, und überlegt sich, was denn an dem Konzert besser sein könnte, wenn die eine ordentliche Bandnutte am Start hätten. Zum Beispiel hätte dann jemand die Becher von der Bühne entfernt, so das der Sänger sich nicht auf Fresse gelegt und zum Gespött gemacht hätte. Und die Musiker wären mit Getränken versorgt. So wie Du. Und das Gitarrensaitenwechseln würde nicht zwanzig Minuten Pause erzwingen. Und das kaputte Kabel wäre schnell gewechselt. Und der Gitarrist würde nicht so peinlich drei Minuten auf dem dunklen Bühnenboden sein Scheiß Pick suchen, weil Du ungefragt welche an den Mikroständer gehangen hättest. Und der Schlagzeuger muss nicht erst seinen Stick irgendwo wiederholen, nachdem er ihm aus der Hand gerutscht ist, weil Du einen Stapel neuer Sticks auf die Bassdrum gelegt hättest. Und der Keyboarder kriegt keine Herzattacke auf der Bühne, weil er seine Medikamente vergessen hat, an die Du natürlich gedacht hättest. Und die Band hätte damit ein paar Fans mehr gewonnen, und nicht die über die Jahre mühselig erspielte Hand voll Fans verloren, weil eben diese Fans glauben, das die Band immer noch auf Schülerbandniveau rumtüddelt. Selbstverständlich dankt Dir das keine Sau, denn so lange alles rund läuft, denken alle das wäre Zufall. Und wenn was schief läuft, bist Du natürlich Schuld. Na ja, bei dem Geld, was man an dem Abend an Bier spart, und dafür, das man mal was anderes gesehen hat, kann man sich auch ruhig mal als Opferlamm hingeben. Dabei darf man aber nicht erwarten, das sich die Musiker während des Auftritts bei Dir bedanken. Und Faxen können die auch nicht mit Dir machen, Du bist also der stumme Diener, der rumsitzt, bis er mal gebraucht wird. Denn wer auf der Bühne steht, der muss sich auf sein Scheiß Instrument konzentrieren, dabei den Ablauf der Songs im Kopf runterrasseln und versuchen noch ein bisschen lässig rüberzukommen. Wenn man dann noch mit hübschen Damen in der ersten Reihe flirten will, dann kann man unmöglich noch mit der Bandnutte rumalbern. Daran muss man sich immer erinnern! Ist also nicht immer automatisch Arroganz von Musikern, wenn die Ihre Bandnutten nicht beachten!

Und es sähe besser aus, anstatt Kabel aufzuwickeln, wenn die Band sich nach dem Auftritt erst mal entweder komplett verpisst, oder sich erst mal um die Gäste kümmert und sich deren Meinung anhört. Die Bandnutte klemmt derweil die Kabel ab und macht die Bühne klar Schiff für die nächste Band. Oder wahlweise für denn Abbau.

Auf den Abbau und die Schlepperei hat kein Musiker nach seinem Auftritt Bock. Umso dankbarer ist man, wenn da irgend eine Sau (DU!) sich der Boxen annimmt, und dem packen in die Autos. Da kommt es einem zu Gute, wenn man sich schon auf der Hinfahrt in etwa gemerkt hat, was wie in welches Auto geladen wird. Erst recht, wenn es drinnen heiß ist und draußen scheißekalt und am regnen. Für gewöhnlich geht jetzt die Sauferei los und das lästige „könnt ihr mich mitnehmen?...“. Am besten ist es jetzt, wenn vorher schon Bandintern (auf Dein lästiges Drängen hin!) bestimmt wurde, wer wann wohin fährt und das keine Fahrplätze zu vergeben sind.

Mit etwas Glück gibt es für die Band eine kleine Gage. Für gewöhnlich geht das Gezeter des Veranstalters jetzt los. Wir können euch nur ein zehntel eurer Gage geben, heul jammer. Wenn jetzt ein Bandmitglied feilschen muss, macht es sich und seine Band zum Arsch! Aber dafür bist Du ja da. Du hast ja gesehen, wie viele Leute da waren, und entsprechend kannst Du verhandeln. Hol Dir aber vorher Bandmäßig die Erlaubnis oder lass einen dabei sein. Sei hart, aber gerecht, und begründe sachlich Deine Argumente. Wenn Du merkst, Du lallst wir Karl Arsch, war wohl alles ein bisschen zu viel des Guten.

Eine Band ist immer dabei, die besoffen rummotzen muss. Der Sound war kacke, die Leute alle Scheiße und die Band, mit der Du da bist, sind alles Arschlöcher. Lass ihn motzen, nicht Dein Bier. Das steht nach wie vor im Kühlschrank, oder, wenn Du und die Bands fleißig waren, dann in irgend einem versteckten Räumchen des Veranstalters. Kümmere Dich darum.

Dann das Härteste. Nachts die ganze Scheiße aus dem Auto wieder in den Proberaum schleppen. Wenn Du richtig gut warst, dann bist Du jetzt gerade so knülle, das beim schleppen nicht andauern die Sachen gegen die Wand donnerst und alles dabei kaputt machst, und Dir die Schlepperei trotzdem nichts ausmacht.

Geschafft. Cooler Abend, Zeit für den Absacker. Du warst ja nicht blöd, und hast schon am Nachmittag, als noch genug Bier im Bandkühlschrank war, genügend gebunkert. Als Profi schafft man das sogar für mehrere Leute, aber bitte mit Bedacht.

Morgens wacht man mit einem prima Schädel auf, und hat noch genau so viel Geld in der Tasche wie vorher. Prima. Auch wenn die Sache manchmal anstrengend war, besser als schon wieder einen Frauenabend vorm Fernsehen verbracht zu haben, mit Deutschland sucht den Superstar und anschließender Pizza. Gähn. Wir wissen ja ohnehin schon, wer die heimlichen Superstars sind.

The Kollege