Senf Kolumne

2005

Was lange währt wird endlich scheiße! (CHEFDENKER - Die wahre Story!)

21. Januar 2005

Jede Sau bildet sich ein uns zu kennen, wir werden mit Fragen bombardiert und die scheiß Spekulationen nehmen kein Ende. Jetzt habe ich die Schnauze voll, verdammte Scheiße noch mal, die Wahrheit muss ans Tageslicht! Sofort! Also:

Mathias sitzt schön artig in seinem Heimatkaff aufm Schlagzeughöckerchen und übt hingabevoll anspruchsvollen Jazz nach Noten zu spielen. Als er merkt, dass es da noch was anderes geben muss, zieht er nach Köln und sucht sich den besoffensten Musiker, der ihm doch bitte beibringen möchte, was dieses andere denn ist, was er so gerne können würde: Verspielen.

Der besoffene Kölner (übrigens aus dem gefährlichen Osten von Köln: Aus Porz!) ist wie immer total überfordert, ist aber fasziniert von der kindlichen Naivität von Mathias, und die zwei gründen eine Band. Der Name des Porzers: Claus Lüer. Und Claus ist laut eigenen Angaben damals auch vielleicht schon mal Mitglied von KNOCHENFABRIK gewesen.

Claus weiß zwar selber nicht was er macht, aber immerhin spielt Mathias dazu Trömmelchen, und deshalb kann Claus schreien und Unfug erzählen. Mathias weiß zwar zunächst nichts mit Claus anzufangen, aber er tut ihm so leid, dass Mathias beschließt, sich weiterhin um ihn zu kümmern.

Aber was das jetzt bedeutet, verspielen, das weiß Mathias immer noch nicht, also heuert er in der billigsten Spelunke den Erstbesten als Mitmusiker an, der sich zufällig unter den Tresen übergibt, und dabei nicht bekleidet ist. Allerdings stellt sich später im Proberaum raus, das alles so ist wie vorher, außer das es nach Fürzen mit Zigarettenqualm riecht und junge Mädchen Schnaps vorbeibringen.

Tja. Was tun? Was fehlt ist ein Führer, eine schillernde Persönlichkeit, jemand Einzigartiges, der verflucht gut aussehen muss, der alle Frauenherzen im Sturm erobert, nur um sein Bierglas drauf abzustellen, jemand, der so saugut Gitarre spielt, dass sogar Männern sofort der Ständer schwillt, wenn er nur seine Gitarrensaiten wechselt!

Und Mathias brauchte gar nicht lange suchen, so einen gibt es nur einmal auf der ganzen Welt: Der einzige, übermächtige, geschmeidige, wahnwitzig geniale KOLLEGE!

Aber zu so einem geht man nicht einfach hin, sagt „Tag, hast Du Bock mit uns zu spielen“! Nicht mal mit allem Geld der Welt könnte man so einen Mann locken, der verdient genug mit Black Jack und Nutten! Trotzdem gelingt es dem geschickten Mathias durch teure Anwälte den KOLLEGEN in die Band einzuklagen, womit dann automatisch die Augen der

Welt auf CHEFDENKER gerichtet sind. Eine Platte ist nur noch Formsache, die Tour nichts weiter als ein aufgeblasenes Medienspektakel, die Frauen fallen reihenweise in Ohnmacht und durch den plötzlichen Erfolg, den der KOLLEGE mit sich bringt, wird es Mathias sogar möglich, seine Tätigkeit im Käseladen am Chlodwigplatz aufzugeben.

Und trotz Allem: Mathias ist sich siegesgewiss, dass er sich irgendwann auch mal verspielt, weshalb seine Rechtsabteilung jetzt eine zweite Platte durchgeboxt bekommen hat. Der Titel:

EINE VON HUNDERT MIKROWELLEN!

Erscheint Anfang März 2005 auf TRASH, da sind dann 18 Stücke drauf, aber nur wenn der Mathias sich nicht verspielt (was er allerdings noch nie geschafft hat!).

Ach, jetzt kommt mir bloß nicht mit so einer Scheiße von wegen „ist dir denn keine billigere Werbung für eure beschissene Platte eingefallen?“ Denn mir fällt echt sonst nichts ein! Ey, aber die Geschichte ist wirklich wahr! Prost.

The Kollege

2004

Wie mache ich mich unvergesslich?

01. September 2004

Wie mache ich mir einen schönen Abend?

Wieder nichts zu tun, im Fernsehen läuft nichts, die scheiß Pornos schon hundert Mal gesehen und Bescherung ist heute Abend auch nicht? Na gut, auf zu der bekackten Scheißband um die Ecke in einen kleinen Club. Aber vorher: Arsch zuhauen. Dann geht es „auf Schicht“.

So, während dem Abend kriegt man eh nichts mehr mit. Wie also kriegt man es hin, das man wenigstens später irgendwann mal was davon hat? Wie macht man sich unvergesslich?

Kein Problem.

Geh schon zum Soundcheck hin und gib blöde Kommentar ab. Egal was: Gitarre lauter, mehr Bass in den Gesang oder bringt dem Schlagzeuger doch einer mal n Bier. Bleib konsequent, auch wenn Dich einer bittet doch mal die Schnauze zu halten. Damit wäre der Grundstein gelegt. Gehe danach zu den Bandmitgliedern und bitte für Deine großzügige Hilfe um ein Bier. Das wirst Du wahrscheinlich nicht bekommen. Dann geh zum Mischer, zum Mercher, zum Veranstalter oder zum Papst. Irgendwann fliegst Du raus.

Dann gehe zum Bandbus und warte bis irgendwer kommt. Erkläre groß und breit, wie geil Du doch „das eine Lied da“ findest. Das darf natürlich keins von der Band sein. Irgendwann wirst Du alleine stehen gelassen.

Dann heißt es: Saufen und auf Einlass warten.

Weitersaufen.

Wenn Leute fotografieren, dränge Dich penetrant ins Bild. Denn Dein Gesicht ist das Schönste! Achte aber darauf, das Du auf ein Konzert mit friedlichem Publikum gehst, irgendwas für Kiddies. Es sei denn, Du stehst drauf, von einer Horde Drei mal Drei Meter-Schläger zusammengefaltet zu werden.

So. Jetzt existieren schon mal ein paar Bildchen von Dir. Wahrscheinlich irgendwann irgendwo im Netz zu finden, mit so Untertiteln wie: „Der nervige Typ da neben mir war kackbreit und ist uns tierisch auf den Sack gefallen.“

So, ist doch schon mal was.

Wenn Du merkst, das die Umbaupause beginnt, und die Bands aufgrund der Schlepperei von Boxen, und wegen Soundcheck was zu tun haben (und wahrscheinlich sogar im Stress sind), dann geh zu dem, der richtig fies genervt aussieht, und fang an Dich groß und breit zu entschuldigen, das Du eben beim Sound helfen wolltest. Wenn er Dich dann abwimmeln und auf die Bühne gehen will, sag ihm das sei jetzt furchtbar unhöflich und Du willst Dich ja gerade entschuldigen und das Du ihm das jetzt übel nimmst. Nichts auf der Welt kann man weniger gebrauchen.

Mit etwas Glück erscheinst Du später im Tourtagebuch der Band. Das kannst Du auch noch sicherstellen, indem Du die ganze Zeit diesen Song forderst, der überhaupt nicht von der Band ist. Aber bitte mit Überzeugung und Hingabe. Und in jeder Stimmpause musst Du irgendein Bandmitglied zu Dir rufen und nach dem Song betteln. Das ist so unglaublich saunervig, das vergisst man nicht. Also nicht aufgeben: Betteln.

Am Besten gehst Du auch noch zur Theke, verlangst nach Bandbier für auf die Bühne, bringst das auch bis zum Bühnenrand, säufst es aber selbstverständlich ganz alleine.

Wenn Du dann kaum mehr stehen kannst, schnapp Dir einfach das Mikro des Sängers, am professionellsten natürlich wenn er gerade singt, und singe das Stück, wonach Du die ganze Zeit gebettelt hast. Also der Gipfel des Nervertums!

Wenn die Band dann fertig ist, und abbauen muss, was ja eine anstrengende und nervige Arbeit ist, dann gehe abermals zu den Leuten, und bedanke Dich dafür, das sie das Lied doch gespielt haben. Wenn sie dann irgendwie sauer reagieren, versichere ihnen, das sie die geilste Band der Welt sind, und der Song besser ist als alles auf der Welt. Sag hundert Mal hintereinander Danke.

Wenn Du jetzt noch bei der Party hinterher einen kleinen Strip auf der Bühne, Backstage oder im Bandbus hinlegst, dann hast Du Dein Werk vollbracht. Vergiss nebenbei die ganze Zeit nicht, jede freie Sekunde irgendwelchen Mädchen zu sagen, sie hätten die schönsten Haare die Du je gesehen hast. Oder Ohrringe, oder Schnürsenkel. Und wenn Du auch noch die Freundin vom Sänger ins Bett kriegen solltest, dann hast Du ganze Arbeit geleistet, und darfst Deine Schicht beenden und Feierabend machen. Du hast dich absolut unvergesslich gemacht und einen wunderschönen Abend gehabt, den Du Dir hinterher von Deinen Freunden erzählen lassen kannst. Glückwunsch.

Prost.

The Kollege

Wenigstens Anstand! (Besser spät als nie)

24. Juni 2004


Sieht man sich mal Aaliyah an, und die unendliche Scheiße, die sie produziert hat, dann ist man ja doch irgendwie dankbar, das sie mit ihrem dämlichen Flugzeug abgestürzt ist! So müssen wir uns weder weiterhin mit ihrer Hackfresse nerven lassen, noch mit dem, was sie selber überheblich als "Musik" bezeichnet hat. Da sehe ich die so ein bisschen im Licht von Uwe Barschel, man denkt sich automatisch: Wenigstens doch noch anständig, besser spät als nie!

Ich denke mal, Anstand war auch das Motiv vom Selbstmord von Jennifer Dingsda, Nitsch. Kennt die überhaupt jemand? Da ist die Rede von "Schauspielerin" und "Berühmtheit" und so einem Scheiß. Jaja, der Peter ist auch berühmt, der hat hier die Kneipe an der Ecke.

Wahrscheinlich dachte sich die Jenni: "Hach Mist, jetzt bin ich bald berühmt, und falle allen auf den Sack, indem meine Visage auf allen möglichen Schundblättern erscheint, und dann muss ich allen von meiner Karriere erzählen, und überall werde ich nach Autogrammen gefragt, von verpickelten Minderjährigen und notgeilen Bierwampenträgern in Feinrippunterwäsche. Bäh, dann muss ich auf so High-Society-Gala-Anlässen auftauchen, und in Abstellkämmern Schwänze von stinkenden Geldsäcken lutschen, damit ich auch weiterhin mit anspruchslosen und nichtssagenden Rollen bestückt werde. Hach nö, das ist scheiße! Dann haue ich mir lieber die Hucke voll, schieb ein paar Tabletten nach und mache euch den Rex Gildo indem ich aus dem Fenster hüpfe."

War ja damals auch vom Rex schon recht nett. Na gut, zwei Wochen gibt es dann kein anderes Thema, aber danach ist auch endgültig Ruhe. Rex wusste das. Danke Rex! Hätte er sich ein bisschen früher dazu durchgerungen, uns den Rex zu machen, dann hätte er sich auch einige hundert Auftritte in Möbelhäusern ersparen können, wie das abgehalfterte Schlagerheinis halt so machen.

Als Kurt Cobain merkte, das er auch nur noch Trend-Vorreiter und Hampelmann war, hat er gütigerweise auch der Welt den Gefallen getan abzudanken. Und fehlt er irgendwie? Nein. Hat ja auch genug kaputtgemacht. Nicht nur, das er Rock und Metal mit einem Schlag umgebracht hat, er hat gleichzeitig Punkrock in die Möbelhäuser gebracht, die sonst nur von Rex Gildo und Konsorten beehrt wurden. Da wünscht man sich doch glatt, das er besser Punk auch hätte zerstören sollen!

Ronald Reagen brauchte ja schon immer was länger, in allem was er gemacht hat. Und weil er sich wahrscheinlich für unverzichtbar hielt, hat er sich doch tatsächlich bis jetzt Zeit gelassen, bevor er zum ersten Mal im Leben einen Funken Anstand bewiesen hat und "Tschöjj" gesagt hat. Danke Ronald! Besser spät als nie! Das dachte sich wahrscheinlich auch Conrad von Randow, der in etwa so berühmt war und ist und immer bleiben wird wie Jennifer Dingsda, Fritsch oder so. Der Conrad nämlich, deher war Ehrenvorsitzender des Zuchtverbandes für Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe e. V., und genau wie dat Jenni wollte er wohl auch dem Ausverkauf seiner Person vorsorgen und ist dann einmal anständig gewesen. Herzlichen Glückwunsch!

O.W. Fischer. Sagt einem der Name was? Ja? Sagt jedem irgendwas, interessiert aber keinen so wirklich. Jedenfalls war der vor kurzem auch mal anständig und hat Platz gemacht für Nachschub in der Branche. Das ist so wie beim kacken: Man schaufelt vorher rein was das Zeug hält, das wird dann kräftig verdaut und nährt (die Branche), und hinterher wird alles schmerzhaft rausgedrückt, damit wieder Platz für neue Scheiße da ist (Mann, DAS habe ich aber wieder gut erklärt)!

Und da Scheiße (genau wie jegliches Ich-bin-Wichtig-Pack) in Form und Farbe austauschbar ist wie die Luft die wir atmen, macht es auch gar keine Unterschied, wann und ob da einer kaputt geht! Ich war auch schon mal zwei Tage lang nicht kacken, dann kommt halt am dritten Tag umso mehr! Na und?

Und wenn wir mal ehrlich sind, dann sind wir doch wohl alle heilfroh, wenn es endlich raus ist, oder? Und es ist doch wohl nur anständig, nicht andauernd darüber zu reden, sondern man hüllt dezent den Mantel des Schweigens drüber. Ewig lange einem bisschen Scheiße
hinterherzutrauern, das ist es doch nicht wert!

Ja oder wie?

Prost.

The Kollege

Die Königsdisziplin

20. April 2004

Wer was kann, geht arbeiten. Wer nix kann, räumt Regale ein. Alles klar, ich stehe also nach langer Zeit endlich wieder im lächerlichen, weißen Kittel vor irgendeinem völlig gestressten Marktleiter, der eine Mischung aus schwäbischem und sächsischem Akzent redet, und wahrscheinlich überhaupt keinen Bock auf diesen faulen Studentensack vor ihm hat. Perfekt!

Im Lebensmittel-Einzelhandel gibt es einen Haufen uninteressanter, belangloser Arbeiten zu verrichten, die in etwa so stumpfsinnig sind wie ich, und durch die man nach ein paar Jahren zum sabbernden Vollidioten mutiert. Ein alter Typ zum Beispiel, der eine heftige Plauze vor sich herschiebt, und ansonsten Bierkästen einsortiert, besteht auf das „Sie“ wenn ich ihn anspreche. Hö! Das finde ich auf Anhieb zwar unglaublich asozial, aber genau deshalb gottcool!

Na gut, ich soll irgendwo hin gehen, mir was zu tun geben lassen. Na wenn’s dann halt sein muss. Ich hoffe, es ist irgendwas, wobei man sich nicht anstrengen muss, und wo mich keiner sieht, so das ich trödeln kann bis der Arzt kommt.

Und dann, nach langen Jahren, höre ich endlich wieder diese bedeutungsschwangeren Worte: „Gehen sie bitte ins Tiefkühlhaus, holen den Spinat und räumen den ein.“ Jepp, kein Problem! Super. Im Tiefkühlhaus sind es geschmeidige achtzehn Grad unter Null, und von allen Seiten blasen einem Riesen Ventilatoren Arktisklima in die Ohren, während kein Tageslicht die Räumlichkeiten je gesehen hat, und nur ein wenig fahles Kunstlicht den Weg weist. Geil! Schönste Arbeit von Welt! Ich kann mir NICHTS schöneres vorstellen.

Gut, ich also ab ins Tiefkühlhaus. Wenn es nicht so lustig wäre, würde ich jetzt Rotz und Wasser heulen, aber stattdessen klettere ich wie ein Eisbär über irgendwelche wackeligen Paletten mit Putenschnitzeln und Eisbeinen darauf, auf der Suche nach tiefgekühltem Spinat. Spinat! Wer, verfluchte Scheiße, frisst so einen Abfall? Ich stehe kurz vorm Tod durch erfrieren, stapele aber zäh einige Pizzas um, und dabei fallen mir fast die Ohren vor Kälte ab, und die Finger lassen sich nicht mehr einwandfrei bewegen. Naja, immerhin schon wieder ne halbe Stunde rum, vier Euro wandern auf mein Konto, alle Achtung!

Kurz bevor mein Herz stehen bleibt gehe ich raus aus der Folterkammer und ab zum Chef, dem berichten das ich den Spinat nicht finde. Soll er doch motzen, das Arschloch, ich bleibe jedenfalls am Leben! Aber was sagt er: „Ach so. Dann ist kein Spinat mehr da. Dann räumen sie die Pizza ein.“

Ich sage nett: „OK“ und denke mir „Du blöder Wichser, willst Du mich eigentlich verarschen?“.

Immer noch durchgefroren spaziere ich zurück zum schönsten Ort der Welt, dem Tiefkühlhaus, und sehe, das ich ja eben, fleißig wie ich war, die Scheiß Pizza umgestapelt habe. Fehler. Jetzt komme ich nicht mehr dran. Also alles wieder kehrt Marsch und von vorne, baue auf und reiße nieder hast du Arbeit immer wieder. Bei minus achtzehn Grad. Ohne Handschuhe. Mit einer irren Motivation. Für eine Sklavenbezahlung. Und mittlerweile ohne lächeln, aber dafür mit einem Tränchen im linken Auge, was natürlich sofort gefriert und als kleiner Eiszapfen unter der Wimper hängt. Ich sinn der Durchjefrorenste.

Alles klar, den ganzen Pizzavorrat auf eine Palette gestapelt, und in den Verkaufsraum vor die Truhe gefahren. Boh, ist das schön warm hier. Und was sehen meine zugeeisten Augen: Die Truhe ist bis obenhin voll mit Pizza! Da passt ja gar nix mehr rein! Och nöö, schon wieder alles umsonst.

Aber ich renne jetzt nicht zum dritten Mal in einer Stunde zum Chef und jammere dem was vor, stattdessen gehe ich einfach ins mittlerweile immer gemütlicher werdende Tiefkühlhaus, stelle die scheiß Pizza da ab und schnappe mir einfach ein paar blöde, tiefgefrorene Hähnchenschenkel, die auf einer Palette zwei Meter hoch aufeinander gestapelt sind. Und wieder ab Richtung Verkaufsraum.

Aber ich hätte es mir denken können: Die scheiß Palette ist so dermaßen schief gestapelt, das in der ersten Kurve der ganze Rotz umkippt und sich lustig über den ganzen Boden verteilt. Ich habe bald keine Lust mehr. Wo ist die versteckte Kamera, oder diese dämliche Ben Teewag-Schwuchtel?

Jetzt pimmel ich hier seit einer halben Ewigkeit blöd rum und habe noch NICHTS geschafft! Wenn das einer mitkriegen würde, der würde mich für bekloppt erklären! Egal.

Also noch mal: Alles wieder stapeln, und dabei haue ich mir mit diesen gefrorenen, knüppelharten Hähnchenschenkeln noch den kleinen Finger zu Matsch, freue mich aber, das mein Finger so kalt ist, das ich davon nicht viel merke, aber dafür lustig ein bisschen Blut rumspratzt.

Verkaufsraum, die Hundertste: Während ich auf dem Weg zur Hähnchentruhe bin, kommt zufällig der Chef vorbei, wirft einen kritischen Blick auf die Palette und die sich darauf befindlichen Hähnchenschenkel und lässt mich wissen, das die erst nächste Woche eingeräumt werden dürfen, weil die da erst im Werbeblättchen sind.

Ey Leute, datt macht doch keinen Spaß hier! Stattdessen meint der Chef, ich solle die Tiefkühl-Fertiggerichte holen, die seien aber ganz hinten in der Ecke, naaa, wo wohl? Richtig, in meinem persönlichen Büro, im Tiefkühlhaus, und er würde jetzt erst mal Mittagspause machen.

Eigentlich müsste ich jetzt die ganze Hütte hier abfackeln, nur so zum Spaß an der Freude!

Aber, der kleine Kollege nicht doof, hat ja ne Ausbildung gemacht, hat ja die Königsdisziplin von der Pike auf gelernt: Ich spaziere also zur erstbesten, verschüchterten Aushilfe, also ein Typ der noch weniger Ahnung hat als ich , und erkläre dem, das der Chef gesagt hat, er solle doch bitte sofort die Tiefkühl-Fertiggerichte einsortieren. Danach gehe ich mir sofort ein Metal-Magazin und eine Cola kaufen, und setze mich in den Aufenthaltsraum. Bei so einem großen Kaufhaus merkt das kein Schwein, und es interessiert auch keine Sau!

Mittach! Füße hoch. So lässt sich Geld verdienen!

Eine knappe Stunde später sehe ich, das die Aushilfe sehr fleißig war (IDIOT!), und schicke ihn zurück an seine eigentliche Arbeit. Kurz später kommt der Chef und lobt mich, weil die Fertiggerichte so schön eingeräumt sind. Oh, ja, toll, super, los, feier mich ab! Du Penner.

Jedenfalls bin ich gerade auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz als bloß-was-anderes-als-Regaleeinräumer!

Prösterchen!

The Kollege

Was ist besser?

01. März 2004

Was ist besser?

So – da ahnt man nichts böses und sitzt beim Benny im Keller mit nem Bier in der Hand, liegt da ne BRAVO rum. Hat angeblich der Nicola mitgebracht. Jaja. Klar. Mir fällt der Artikel „Prepaid oder Laufzeitvertrag“ auf. Ich denke mir nur, hmm, kann man ja auch prima „Nutte oder Olle“ draus machen. Passt wie Arsch auf Eimer. Hier der Artikel mit Komentaren in Klammern, den Rest kann sich jeder denken.

Bei Dir ist ein neues Phone fällig, aber Du weißt nicht genau, welche Vertragsform (ficken?) Du wählen sollst? – BRAVO erklärt Dir, welche Vor- und Nachteile Prepaid-Handys (Puff) gegenüber Laufzeitverträgen (Beziehung mit ner Ollen) haben...

Prepaid-Handy

„Prepaid“ heißt auf Deutsch so viel wie „vorbezahlt“ (klar, Nutten bezahlt man ja auch im voraus) – und genau das ist der wesentliche Unterschied gegenüber einem Laufzeitvertrag: Bei einem Prepaid-Handy telefonierst (fickst) Du ein Guthaben ab, das Du zuvor eingezahlt hast.

Vorteile: Durch das Prepaid-Verfahren (Puffbesuch) entfallen sowohl monatliche Grundgebühr (Kino, Essengehen, Einkaufen, etc.) als auch Vertragsbindung über einen längeren Zeitraum. (Beziehung, Ehe) Da Du selbst bestimmst, wie viel Du im Monat telefonierst (fickst), bietet ein Prepaid-Gerät (Nutte) zudem eine perfekte Kostenkontrolle! (pro Fick ein Einheitspreis) Um ein Prepaid-Handy zu bekommen, musst Du in der Regel 16 Jahre alt sein (ich dachte man kommt erst mit 18 in den Puff?) und dem Netzbetreiber (Zuhälter?) einen gültigen Personalausweis vor legen. Bist Du noch unter 16, dann lass einfach einen Elternteil für Dich unterschreiben! (Mami, Mami, unterschreibst Du? Ich will in den Puff gehen)

Nachteile: Die Tarife (ca. 50 Euro) sind in der Regel höher als bei einem Laufzeitvertrag (wer bezahlt schon seine Olle?) – wer mit einem Prepaid-Phone (Nutte) recht viel telefoniert (fickt), darf sich nicht wundern, wenn das Guthaben schnell (2 bis 3 Minuten) dahinschmilzt. Und wenn Dein Konto auf null ist, musst Du es erst wieder aufladen – das kann mitunter nerven! Weiterer Nachteil: Für ein gutes Prepaid-Handy (Nutte) musst Du zwischen 100 und 200 Euro (Edelnutte?) hinblättern. Da ein Prepaid-Phone zudem ein so genanntes SIM-Lock hat, funktioniert es mit keiner anderen SIM-Karte. (totaler Quatsch)
 

Laufzeitvertrag

Wie der Name schon sagt, unterzeichnest Du einen bindenden Vertrag (Ehevertrag oder Beziehung), der in der Regel über einen Zeitraum von zwei Jahren läuft.

Vorteile: Bei einer Vertragsbindung (Olle) erhälst Du günstigere Tarife (stimmt). Telefonieren mit einem Laufzeitvertrag (Olle ficken) ist in der Regel billiger als mit einem Prepaid-Handy; das lästige Guthaben-Aufladen entfällt ebenfalls (so lästig ist das doch nicht). Ein großer Vorteil beim Laufzeitvertag sind die günstigen Phones: Ein Spitzenhandy (eine Einstellige) kannst Du mitunter schon für einen Euro bekommen! Das Angebot ist zudem größer (nicht alle Frauen sind Nutten) und Vertragshandys funktionieren mit jeder SIM-Karte.

Nachteile: Ein vorzeitiger Ausstieg (Scheidung, Schlußmachen) aus dem Vertrag ist nur in seltenen Ausnahmesituationen möglich. Hinzu kommt ein monatlicher Grundbetrag (Blumen oder Geschenke kaufen). Du löhnst also auch dann, wenn Du in einem Monat mal nicht telefonierst oder simst (passiert wenn die Olle nicht die Schere macht). Es gibt inzwischen aber schon Einsteigerverträge (Fickbeziehung?, Hartgeldstrich?), bei denen nur ein monatlicher Mindestbetrag von fünf Euro abzutelefonieren ist. Um einen Laufzeitvertrag abschließen zu können, musst Du 18 Jahre sein (Verführung Minderjähriger!). Natürlich kann auch ein Elternteil für Dich den Vertrag abschließen (hä? Wie soll das gehen?). Aber Achtung: Die Eltern können dann auch Deine Telefonkosten (wie oft man fickt) überprüfen (das geht die einen scheißdreck an)!
 

Ende des Artikels!

So – dann bleibt noch offen, was eine Kurzmitteilung dann ist. Burn meinte ein Quickie. OK!

Ich hoffe jetzt weiß auch jeder, warum Frauen länger telefonieren (brauchen) als Männer.

Prost!

Graf Disco

Im Westen nichts neues

09. Januar 2004

Hallo Volk östlich von Köln. Ich habe gekotzt!

Endlich mal wieder! Dabei habe ich mir das überhaupt gar nicht vorgenommen. Ich habe nämlich jetzt vorlesungsfreie Zeit, auch Semesterferien genannt. Oder die Zeit, in der ich zwar auch nicht studieren gehe, aber auch gar nicht könnte, wenn ich wollte.

Nun gut, wie habe ich denn diese glanzvolle Tat vollbracht? Nun, wer nix zu tun hat, säuft ja auch kräftig, und das über alle Maßen hinaus, und so oft es nur geht. Und nach dem Aufstehen erst mal Frühschoppen. Da bleibt es nicht aus, dass man auch irgendwann gar nicht mehr einschätzen kann, ob man jetzt voll, nüchtern oder schon tot ist. Ich bin vorher noch nie beim kacken vom Pott gefallen. Selten so gelacht. Nun ja, dabei wollte ich doch nur ein bisschen die mächtigen STRANDGUT gucken, Nachwuchs aus unserer Heimat. Die haben vor den NITRO JUNKIES gespielt, netter Skatepunk von netten Jungens, die eine ewig lange Tourliste haben.

Überhaupt höre ich viel STRANDGUT, das Demo nennt sich „Strandgut im Takkatukkaland“, und der „Hit“ darauf ist „Sportler“ (am meisten hasse ich Sportler, Sportler sind Scheiße!). Und wenn nicht gerade SOCIAL DISTORTION mit „Story of my life“, „Sick Boys” und “Ball and Chain” in genau dieser Reihenfolge rauf und runter läuft, dann laufen die Kölner SELFMADE MILLIONAIRES, die nicht nur Konsequent ihre eigene Homepage ignorieren, sondern auch noch den Kracher „Du Arsch“ im Gepäck haben (Verdammte Zeit hau ab du Arsch, warum bist Du nie zufrieden, warum willst du alles). Zu so Texten spielt man halt Gitarre, wenn man früher bei KNOCHENFABRIK Schlagzeug gespielt hat!

Natürlich dürfen die übermächtigen DIE THE ATOMAREN ÜBERMENSCHEN nicht fehlen, mit dem Überkracher „God Bless Mike Ness“, und mein Gitarrensolo wird artig immer zwei Mal gehört! Mann, bin ich geil! Aber nicht so geil wie die Kölner FUCK A DUCK mit dem Smasher „Oi Oi Straßenbahn“ vom Demo „Ente Roh“ (Oi Oi Straßenbahn, wir wollen in die Kneipe fahren, Oi Oi Kneipe fahren, wo bleibt denn die Scheiß Straßenbahn). Da gibt es nur eine Kapelle, die das toppen kann: DIE BOCKWURSCHTBUDE mit „Oi!kalyptusbonbon“, wo der Titel bereits den ganzen Text repräsentiert.

Einmal losgerockt, nie mehr gestoppt!

Dann ist erst mal Rotz und Speichel pur dran, die Kölner KINGS OF LAS VEGAS, mit ihrem neuen, zweiten Demo „Wrecked but ready to go“. Lieber Himmel, was ein geiler Name, was eine geile Band, was ein Hit: „Demolition Joyride“ (I´m moving through the night, and I know that I´ll feel fine after my Demolition Joyride). Weiter mit Rotze: INTEROZITOR mit „Phonebooth“, Krach im Quadrat.

Natürlich zum runterkommen SCHROTTGRENZE mit „Reibung, Baby“, um dann ganz weich zu werden und RETARDED CHAMBER DOGS´ „Rotten Soul“ reinzulegen, um danach die D-SAILORS mit „The Devil stole my saxophone“ abzufeiern, die im übrigen dazu auf ihrer Seite ein Video anbieten, in dem sie zeigen, wie geil es doch in Brasilien war. Säcke! Und der doofe Caddy von den mächtigen WOHLSTANDSKINDERN war auch noch dabei, zum abfeiern erst mal „Rock ´n Roll Opa“ hören.

Groß geworden sind die ja auf dem Label „Vitaminepillen“, und der Labelnachwuchs heißt LAKANUKIE, wo erst mal „Almost famous“ aufgelegt wird. Mit denen haben wir CHEFDENKER auch schon gespielt, Tappingsolo von „Sinn des Lebens“ hören, und mit dabei waren die mächtigen DELIKAT da hinten aus oirer Gegend. Aber ne Platte haben die immer noch nicht geschickt, selber schuld.

Dann müssen wir halt nach Spelle ausweichen, wo die grandiosen SUPERFREUNDE herkommen (hast du schon mal ein intelligentes Gespräch geführt, ich schon, aber noch nie mit einer Frau). Scheiß Sexisten in BHs und Strapsen, dafür gibt’s erst mal die Mädelsband DIE PARASITEN mit „Neue Männer“ (ich sprühs auf jede Wand neue Männer braucht das Land), und danach direkt Deutschermädchenpunkpoprock LILI mit „Farin U.“ (Ich hab sein Poster an der Wand und sein Photo in der Hand, ich hab sein Bild im Portemonnaie damit ich ihn auch immer seh). Der Mann von der Gitarristin spielt bei 3 AGAINST GRAVITY, Hit „Universe by foot“ hören. Die hatten früher mal ne andere Band, im Stil von TURBONEGRO, „Get it on“ einlegen.

Wer von Rock redet, kommt nicht um „Love at first fright“ von den MURDERDOLLS herum, aufdrehen. Dieser Gitarrist wiederum spielt bei SLIPKNOT Schlagzeug, „Peple = Shit“ abfeiern. Schon ist der Bogen zum Metal geschlagen, und im Fernsehen läuft gerade PINK, das wird aber nicht gehört, da hört der Spaß nämlich auf, aber die Bassistin von PINK hat eine Metalband (!) mit Namen FIREBALL MINISTRY. Davon hab ich nix, Mist! Dann muss es halt „Warriors of the World” von MANOWAR tun. Ah, True Metal tut so gut! Fast so gut wie RAGING SPEEDHORN´s „Mandan“ und PANTERA´s „Fuckin Hostile“. Mann, ich hab PANFUCKINTERA früher fast so viel gehört wie MEGADETH, „Skin o´ my teeth“ auflegen.

Und wo wir gerade bei Zähnen sind: Letztens war ich beim Zahnarzt. Ich dachte mir ich hab ja jetzt Zeit, wenn er jetzt ein paar von den Dingern rausholt, dann kann ich wenigstens schön mit einer dicken Backe zu Hause liegen, rumjammern, und mich von meiner Frau gesund pflegen lassen. Mit anderen Worten: Die muss dann Bier kaufen gehen.

Nun gut, ich also Termin gemacht, hin, und ich war wirklich zu allem bereit. Vor allem für diese geile Betäubungsspritze, die einem den Unterkiefer runterfallen lässt, so dass man stundenlang alles und jeden vollsabbert. Und reden kann man dann auch nicht mehr, cool, wenn dann jemand anruft. Der hält einen dann wieder für besoffen.

Ja egal. Ab auf den Zahnarztstuhl, duftiges Aroma rundherum, der Typ guckt sich alles an. Dann redet er irgend einen Kauderwelsch, den man nicht versteht. Und ich freue mich schon, das es gleich losgeht. Dann sagt er: „Alles in Ordnung. Wiedersehen.“ und verpisst sich. Ich wäre dem beinahe an den Hals gesprungen, was soll das denn bitte? Ich verlange hier eine ordentliche Behandlung mit allem drum und dran. Wofür bezahlt schließlich die Gesellschaft meine Krankenversicherungsbeiträge?

Scheiße.

Ja. Dann konnte ich wieder nach Hause gehen. Toll. Hab ich „Bob der Baumeister“ geguckt. „Tolle Geschichten rund ums Baggern, Schaufeln und Reparieren“. Die Folge hieß „Rumpel und sein Anhänger“.

Rumpel soll Bauer Gurke eine Ladung Schotter bringen, Knolle fährt auf dem Anhänger mit. Aber Knolle ist so blöd und löst den Anhänger, der dann den ganzen Berg runtersaust, und sogar alleine schwierige Kurven meistert. Das war vielleicht spannend. Nicht umsonst hängt ein Poster von Bob über meinem Bett.

Alles was ich damit sagen will, ist, hier gibt es nichts noies. Aber bald gehen CHEFDENKER wieder auf Tour, endlich. Und in der Woche mache ich jetzt Sport, igitt, auch wenn Sportler Scheiße sind, aber dafür weiß man am Wochenende endlich wieder, das man einen im Kahn hat.

Und bis dahin kann man ja Musik hören. Prost.

The Kollege

Silvester 03 auf 04 - Und, was habt ihr so gemacht?

09. Januar 2004

Joh, normalerweise kann man sich ja vor Angeboten kaum retten. Hier was privates, da was großes, hier eine Band, da ein Haufen hübscher Damen. Ja, klar. Aber manchmal kommen kaum Angebote ins Haus geflattert. Dieses Jahr mussten wir uns zwischen zwei ernsthaften Sachen entscheiden: Clausomat spielt mit seiner Ramones-Coverband im Punkrock-Schuppen Nummer Eins in Köln - dem Sonic Ballroom, oder wir gehen auf eine stinknormale, öffentliche Popperfeier. Da wir ja Stil haben, sind wir selbstverständlich auf die Popperfeier gegangen! Das hat aber nur wenig damit zu tun, daß man da die ganze Nacht umsonst saufen kann, wenn man weiß wie es geht. Und es hat auch nichts mit dem kurzen Heimweg zu tun: Sogar kriechend unter zwei Minuten.

Alles klar, fast alle im Sonic, und der dreckige Rest auf die Popperfeier. Im Sonic soll es wohl total geil gewesen sein, die Band coverte die "Ramones Live" ein einem durch und mit Original-Ansagen, bekleidet mit 1A-Perücken. Nun gut. Gar nichts im Vergleich zu unserer prima Popperfeier.

Bei uns gab es so ein tolles Pfandsystem. Zwei leere Flaschen - eine neue. Und weil das Geld auf der Straße liegt, und leere Flaschen überall rumstehen, weil die meisten früh abknicken, muß man sich eigentlich nur noch bedienen. Wenn das mal nicht klappt, kennt man ja noch einen hinter der Theke oder bei der Getränkebonausgabe, und schon standen wir standesgemäß auf der Erhöhung am Ende des Raumes und fanden uns einfach nur total geil. Die Musik war erwartungsgemäß unter aller Sau - Top Ten von 1763 bis heute und zurück. Würg. Bis auf die halbe Stunde, in der sich wie gewöhnlich ein Herr Honululu Silver (seines Zeichens Sänger einer kleineren, links-militanten Parolen-Drescher-Kapelle!) an die Musikanlage gepfuscht hatte, und feinsten Rock und Metalkram über die Boxen schickte. Natürlich wurde er rasch vom Veranstalter enttarnt und weggeschickt, so daß der andere DJ seinen Scheiß weiter laufen lassen konnte.

In der Hauptsache standen wir den ganzen Abend da oben und haben alles wegbewertet. Der Posten wurde außschließlich zum Bier holen verlassen. Was auch sonst. Nebenbei habe ich den Kontakt gehalten zu einer Dame, die wir alle als "Ex-Olle vom P." kennen. Ich habe immer nachgefragt, wen sie denn heute so mitnehmen möchte. Und von Zeit zu Zeit kam sie dann vorbei, hat mir irgendeinen Typen präsentiert, und ich habe abgewunken. Dann hat sie den Kerl einfach stehen lassen. Die Gesichter von den Typen waren das Schärfste. Ist ja auch klar, da kommt eine Lady, tanzt und baggert an Dir rum, um Dich später irgendwem zu zeigen, und um Dich danach stehen zu lassen. Hö. Total geil!

Im Gegenzug habe ich sie auf jeden halbwegs coolen Typen aufmerksam gemacht, den ich von unserem Beobachtungsposten aus erspäht hatte. Und jedesmal meinte sie, sie würde ihn mal antesten. Sie tanzte also mit ihm rum, redete ein paar Takte, und kam wieder und winkte ab. An sich das übliche Popperspielchen, aber verdammt lässig durchgezogen, Respekt.

Gespräche, die nichts mit saufen zu tun hatten, haben wir brutal ignoriert! Pflichtbewusst!

Natürlich waren auch wieder Arschlöcher unterwegs, die Handys geklaut haben.

Im Vorraum lief Trance-/House-/Durchfallkacke. Ich habe mir echt Mühe gegeben, auch das mal kräftig abzufeiern. Ich bin aber kläglich gescheitert.

Punkt zwölf saß ich (ganz romantisch...) mit meiner kranken Lady auf dem Balkon wir haben uns das Feuerwerk angeguckt. Geigen, Harfen, Engelschöre. Nun gut, einige Zeit später bin ich zurück zur Popperfeier gegangen, um meine Arbeit fortzusetzen. Da fängt es ja erst an, spannend zu werden. Einer nach dem anderen knickt erbärmlich ab, alle drei Sekunden kommt wer mit einer neuen Superidee ("Wir müssen unbedingt mal...") und sogar mein Nachbar fängt fast das Heulen an, weil er glaubt, es nicht mehr auf eigenen Beinen nach Hause zu schaffen. Er verspricht mir allerhand Sachen, was er mir alles schenken will, wenn ich ihn bloß mit nach Hause nehme. Eieiei. Der Veranstalter persönlich hat noch ganz fadenscheinige Ideen, die was damit zu tun haben, das wir freien Eintritt beim Metalkonzert kriegen. Na klar, super, sind wir dabei. Ganz bestimmt. Weiß er bestimmt heute nix mehr von. Auch egal.

Die "Gespräche" werden wie gewohnt von Stunde zu Stunde immer anspruchsvoller, und sogar "die Ex-Olle vom P." schleppt einen recht coolen Typen an: Voll wie ein Eimer, hält sich für "den absolut besten Gitarristen der Gegend", und während er mir das so erklärt, muß er sich am Gerüst festhalten, um nicht umzukippen. So einer kriegt ja wohl selbstverständlich meinen Segen! Ich verspreche ihm noch, für ihn eine Band zu organisieren, wenn SIE mich morgen anruft, und erzählt, er war DER Beste, den sie je hatte. Er packt sie am Arm und schleppt sie raus. Doch, n bisschen cool! Sie hat übrigens nicht angerufen. Hätte mich auch gewundert.

So gegen fünf bin ich unglaublich stolz, weil ich endlich wieder breit wie der Ganges bin. Aber nach Hause gehen ist verboten. Macht auch viel mehr Spaß, Besoffenen bei ihren unkoordinierten Tanzstilen zuzugucken, und sich dabei ganz fest einzureden, daß die Musik ja gar nicht soo unglaublich beschissen ist. Bei den meisten Sachen weiß ich auch nicht mehr um was es geht, lache aber mal nett mit. Ha und nochmal ha. Gegen sieben dreht sich dann endlich alles, und Frank K. persönlich bläst zum Haja machen gehen. Doch, ne gute Idee!

Beim ins-Haus-kommen könnte ich schwören, wir waren mucksmäuschenstill! Aber das ganze Hause konnte uns minutiös unser ankommen schildern. Huppala.

Nun gut, Fazit: Super Abend! Und Partys kann man sich schön trinken. Wie alles andere auf der Welt auch! Und man sollte nie rumjammern, von wegen in anderen Städten gibt es ja soo viel tollere Partys, heul schluchz. BLÖDSINN!

Prost!

Und ich fände Berichte über euer Sylvester auch nicht schlecht...

The Kollege

2003

Schlechte Welt

21. Dezember 2003

In was für einer Welt leben wir eigentlich?

Jammer, schluchz, heul.

Da gibt es AGGRO BERLIN. Die haben seit neuestem einen unglaublichen schlechten "Song" draußen, das hälste im Kopf nicht aus. Aber weißte was? Ich feier das ab. Und warum? Ja, klar, weilichjescheitbin. Aber auch, weil die Jungs so herrlich asozial und kacke sind, und sich selber dabei total super finden. In dem Video, was so schlecht ist, das es schon wieder gut ist, siehste die Jungens passend zur Weihnachtszeit in roten Mänteln rumlaufen und saufen. Nur saufen. Sonst nichts. Kann alles! Ist allerdings auch schon ein ziemlich fortgeschrittenes Stadium der Selbstironie. Versteht die gesammtelt Viva-Generation mit Sicherheit NICHT.

Textauszug: "Die Nase ist voll Schnee, heute mag ich keinen, und gehe in die Stadt nur um Leute anzuschreien."

Und das wird sich auf Viva hundert Mal am Tag gewünscht, und auch gespielt! Himmel hilf! Da ich ja weiß, das bei standesgemäßen Punkrockern nicht sooo viel Viva geguckt wird, muß ich wohl noch kurz anmerken, daß so ein Video für Viva-Verhältnisse eine mittlere Katastrophe darstellt! Da werden Gewalt (gegen den Weihnachtsmann!), Drogen und Alkohol verherrlicht, und das noch zur Weihnachtszeit, und die ganze Welt will das sehen. Und Viva ist gezwungen, den Rotz zu spielen!

Herrlich.

Jetzt müsste ich vielleicht noch nebenbei erwähnen: Das ist Hip Hop! Wirklich! Aber die Jungs scheinen einfach nur gottcool zu sein, und zwar nicht von wegen "ich, der Ganxta", sondern "guck mal wie ich saufen kann". Der Song fängt an: "Naa? Wart ihr denn auch alle schön Aggro?" Ich bepiss mich jedenfalls von Mal zu Mal mehr, wenn ich dieses Video sehe.

Nun zum Thema. Da touren die kleinen Wohlstandskinder jahrelang durch die Wallapampa, und als sie endlich ein Video auf Viva haben, stürmen die Kiddies nicht wie vom wilden Affen gebissen zum Höhrer und wünschen sich das Video, sondern schmeißen sich über AGGRO BERLIN weg. Denen wahrscheinlich die ganze Welt einfach nur scheißegal ist. Und ich kann es nicht ändern.

Genauso konnte ich es nicht ändern, als ich vor ein paar Tagen in der Kölnarena saß, und zehntausend Leute angefangen haben zu klatschen. Bei METALLICA! Ich dachte, ich spinne. Auf nem Metalkonzert im Takt mitklatschen. Das kann nicht wahr sein! Als würden das die Blutpogo-Asseln während Slime machen: "Doitschland muss sterben..." Und alle Hände hoch...

DAS Bild würde ich gerne mal sehen!

Dann ist der mehr als hochheilige Song "POISON" von Alice Cooper doch tatsächlich von irgendwelchen verkackten Dancefloor-Spinnern verhunzt worden! Mein armes Herz! Und ich kann nichts daran ändern.

Dann ist bald wieder Heiliger Abend. Und ich kann es wieder nicht ändern. Ich kann nur wegrennen, und mich drei Tage am Stück irgendwo einschließen und ins Koma saufen. Das ich auch ja um Himmels Willen nichts davon mitkriege. Boh, wenn ich nur dran denke: Hier Kekse fressen, das die Fischer-Chöre hören... Mir kommt das kalte Kotzen. Und überall diese dämlichen Nikoläuse: Im Schaufenster, an Wänden, im Fernsehen, sogar auf dem eigenen Scheißhaus! Und ich kann es nicht ändern... Aaaaah! Ich dreh durch!

Dann ist heute Abend in Köln ein Metalkonzert, und ich kann mich nicht bis morgen Abend besaufen, weil wir morgen schon wieder irgendwo spielen. Mann, das Leben ist verdammt hart zu mir! Und ich kann es nicht ändern.

Dann habe ich endlich DIE legitime Nachfolgerin für den Schlagzeugposten bei LILI gefunden, und die will nicht sofort im LILI-Proberaum einziehen! Ich werd bekloppt und kann nichts dran ändern.

Boh nä! Und jetzt sehe ich auch noch, daß mein Kasten alle ist! Jetzt darf ich auch noch zum Plus rennen. Mann, leck mich am Arsch, kann doch nicht wahr sein!

In was für einer beschissenen Welt leben wir eigentlich?
 

Prost.
 

Habt n schönes Weihnachten!

Und n guten Rutsch, in was auch immer!

The Kollege

The Dirt - Mötley Crüe

27. Oktober 2003


Alles klar, watt mutt datt mutt! So fange ich den 463 Seiten starken Schinken an zu lesen, der elegant in rot eingebunden und mit Jack Daniels Flasche bedruckt daherkommt.

Zu den einzelnen Kapiteln erzählt jeder der Jungs seine jeweilige Erinnerung - Mick Mars,git - Vince Neil,voc - Tommy Lee,dr - und Nikki Sixx, b. Manchmal dürfen auch andere betroffene oder geschädigte ihren Senf dazugeben, wie zum Beispiel Manager, Ersatzsänger oder irgendwelche Frauen.

Die ganze Sache ist schon ziemlich geschickt aufgemacht worden, denn die einzelnen Geschichten sind sich zwar ähnlich, aber nie genau gleich, so dass man glatt glauben könnte, die ganzen Erzählungen wären alle ehrlich. Außerdem wird es dann auch nicht langweilig, wenn man die selbe Erinnerung zwei Mal lesen muss.

Die ersten 70 Seiten sind nichts weiter als beschissene Kindheitserinnerungen! Hier alles kacke, da Mama böse, da Papa weg. Heul, jammer. Am schlimmsten hat es wohl Frank Ferrano alias Nikki Sixx erwischt. Er ist immer verprügelt worden, musste tausend Mal umziehen und war schon als kleiner Kacker auf dem sicheren Weg zum ganz fiesen Fixer, was er dann ja auch geworden ist! Das ist wohl auch der Grund, warum nicht mal Tommy ihm in Sachen Arschlochfaktor und Gottcoolnes das Wasser reichen kann. Ich wusste es ja irgendwie schon immer...

Mick Mars ist einige Jährchen älter als die anderen drei, und deswegen wesentlich reservierter und etwas überlegter. Außerdem war er wohl schon immer so nett und hilfsbereit, dass er immer fies ausgenutzt wurde. Selber schuld. Hielt ihn aber auch nicht davon ab, Hardcore-Alkoholiker zu werden und viele, viele Jahre zu bleiben (Weil er jescheit is?).

Jedenfalls fanden alle irgendwie im Hexenkessel L.A. im zarten Alter von rund zwanzig Jahren zusammen und waren die typischen Vollasis: Saufen, kiffen und zusammen in einer heruntergekommenen Hütte wohnen. So in der endsiebzigern war das ja entsprechend schlimmer als heutzutage. Irgendwie zum Musikmachen gekommen und ein paar Scheißbands gehabt (gähn!). Dann hat es Nikki mit LONDON zum ersten Mal gepackt, irgendwas auf die Reihe zu kriegen.

DANN FÄNGT DAS BUCH ERST AN, RICHTIG GUT ZU WERDEN!

Die vier Mötleys ziehen rum, ficken, ballern sich mit allem zu, was sie finden können und spielen nebenbei in kleinen Clubs. So was wie das Troubadour, das Roxy oder das Whisky A Go-Go, was man von Geschichten anderer Glam-Metal-Bands ebenfalls kennt, und wo auch Guns N´ Roses später anfangen sollten, es Mötley Crüe nachzutun...

Am coolsten sind natürlich die Fickanekdoten, wie sie die ersten Groupies rumreichen, sie mit Weinflaschen bearbeiten und dabei beklauen um von dem Geld mehr Drogen zu kaufen. Meine Herren, Daumen hoch.

Seite 105 beginnt mit Vinces Worten: "Es war der Tag, an dem New Wave starb und Rock ´n´ Roll den Sieg davon trug. Der 29. Mai 1983, der zweite Tag des dreitägigen US-Festivals...Ozzy, Judas Priest, Scorpions und Van Halen spielten vor mehr als dreihunderttausend Kids. Genau wir wir!...Oben im Hubschrauber, mit einer Pulle Jack Daniels in der linken, einer Tüte Pillen in der Rechten und einem blonden Kopf, der sich zwischen meinen Beinen auf und ab bewegte, fühlte ich mich wie der König der Welt..."

Danach bumst er die Frau von seinem Manager.

Ein anderes Kapitel beginnt mit Nikki´s Worten: " Was den Spaß anging, war es der Anfang vom Ende: Unbegrenzt viel Kokain...Die Mädchen kamen reihenweise ins Studio und ließen sich ficken. Am Mischpult mit Mikrofonen, in der Küche mit Flaschen und in der Abstellkammer mit Besenstielen, weil wir langsam nicht mehr wussten, was wir noch mit ihnen machen sollten...Später wurde ich durch Kokain paranoid und zog mich immer mehr in mich zurück..."

Die Sache mit dem Kajal fing so an, dass die Jungs das Glam-Image mittlerweile Scheiße fanden, weil es jede Sau kopierte, und zur Tour zu "Shout at the Devil" anders daherkommen wollten. Weil sie damals in ihrer Bruchbude immer "Mad Max" und "Die Klapperschlange" gesehen hatten, pinselten sie sich ebenfalls einen Strich Kajal unter die Augen. In irgendeinem Club begegnet Nikki so aussehend einem wohl ebenfalls breiten Joe Perry von Aerosmith.

Nikki erzählt: "Joe fand das cool, und das reichte mir als Bestätigung. Von da an trug ich nietenbeschlagene Schulterstücke und Kriegsbemalung wie die Benzinpiraten in Mad Max 2. Später ließ ich mir hohe Lederstiefel schneidern, die in den Absätzen Hohlräume hatten, aus denen Rauch quoll, wenn ich einen Knopf drückte...wir hielten uns für die bösesten Geschöpfe auf Gottes Erdboden. Niemand trieb es so oft und so wild wie wir, und niemand kam so unbehelligt mit diesem Benehmen davon. Wir hatten keinerlei Konkurrenz. Je kaputter wir waren, desto großartiger fanden uns die Leute, und desto mehr bekamen wir von dem, was uns noch kaputter machte. Radiosender versorgten uns mit Groupies, vom Management bekamen wir Drogen. Jeder, den wir trafen, schien gern dafür zu sorgen, dass wir ständig völlig weggetreten waren..."

Nikki vögelt sogar Tommys Freundin namens Honey, die sich später sogar mit Tommy verlobt. Allerdings streitet das Paar fortwährend so heftig, dass ihr Tommy sogar mal ein paar Zähne ausschlägt. Wahrschenlich natürlich alles hackebreit, wie alles im Leben der vier Überhelden.

Dann auf Tour prügeln sich die Jungs mit den Typen von AC/DC, kriegen Platin fürs Album und überhaupt alles, was sie wollen. Und zum ersten Mal werden sie vor Abhängigkeit gewarnt, übrigens von Demie Moore. Ach watt, Unfug...

Dann fing zumindest erst mal Nikki an zu fixen. Er erzählt, wie er sich sämtliche Träume erfüllt hat, und sich fragt, was nach dem Riesenerfolg und der Riesenorgie noch kommen könnte. Und er kommt auf die prächtige Idee: Na klar, eine noch viel größere Orgie. Und los ging´s...

Vince fährt im Vollrausch den Hanoi-Sänger kaputt, nebenbei gehen alle Freundschaften und Partnerschaften kaputt und weichen den Drogenfreundschaften und die Band ist sich selber auch schon lange nicht mehr richtig grün. Die Jungs haben somit alles, und gleichzeitig nichts...

Vince musste nüchtern bleiben und sich so den ganzen Druppi-Scheiß seiner Band angucken, bis er wieder rückfällig und schlimmer drauf als vorher war. Nikki ist so fertig, dass er sich von einem Dealer einen Schuß setzen lässt und um ein Haar dran krepiert wäre. Tommy fängt an, Filmstars zu vögeln, in diesem Fall Heather Locklear, und Mick zieht sich komplett zurück, und keiner weiß, dass er nichts anderes macht als saufen. Vom Frühstückskorn bis zum Umfallwhiskey.

Ein Kapitel trägt die Überschrift: "Zu unseren besten Freunden zählen die Drogendealer."

Nebenbei werden natürlich Riesenkonzerte gegeben, das Rockstardasein perfektioniert und immer mehr Scheißsongs geschrieben, weil ständiges Drauf sein nicht gerade die Kreativität fördert.

Zwischendurch werden einige Seiten dazu verschwendet, noch mehr bescheuerte Kindheitstraumata durchzukauen, womit versucht wird, das Verhalten und die Drogensucht zu erklären oder gar zu entschuldigen. Gähn.

Die Girls, Girls, Girls-Tour wurde von unzähligen Drogendealern begleitet, wovon einer immer in einem ausgefallenen Excalibur-Modell vorfuhr, auf dessen Nummernschild DEALER stand. Der Typ artig mit Goldkettchen und Rolex behangen, und im Schlepptau Vorzeigemiezen.

Tommy: "Wir hatten einen riesigen Privatjet, Geld ohne Ende und konnten machen, was uns in unsere blöden Köpfe kam. Die Tour zu Girls war die verrückteste Zeit meines Lebens, oder jedenfalls vermute ich das, denn ich kann mich an nur wenige Einzelheiten erinnern, sondern nur an eine verschwommene Kette völlig irrer Ereignisse...Jeder Tag war geprägt vom ständig neuen Kampf zwischen einer Band auf Zerstörungskurs und einer Plattenfirma, die verzweifelt versuchte, ihre Musiker unter Kontrolle zu halten. Und auch wenn wir einige dieser Schlachten gewannen - den Krieg verloren wir. Es war die letzt Tour dieser Art für uns, auf der die Tage nach folgendem Muster abliefen:

- Kurzfassung-

18 Uhr aufstehen, kotzen, Interviews, geile Party.

20 Uhr Ankunft in der Halle, saufen oder koksen

21.30 Uhr Showtime, während Schlagzeug-/Gitarrensolo knallt man sich die Birne weg

23 Uhr Ende, Wodka, Sauerstoffmaske, "menschliches Entertainment",

Dealer treffen, ficken.

Auf zum Flughafen. Kokain, Wodka, Halcoin-Beruhigungsmittel, Striplokal, Eightballs...

9 Uhr Hotel, Koma bis 18 Uhr, dann wecken und von vorne..."

Na ja, jedenfalls erinnern die Erzählungen doch irgendwie ganz stark an die Knochenfabrik-Touren, da weiß auch keiner mehr was von. Egal.

Nach gut 250 Seiten, und einer guten Hand voll netter Anekdoten, fängt das Buch leicht an zu nerven, weil es in erster Linie nur noch darum geht, wer gerade welchen bösen Dämonen in sich trägt, wer sich mit wem prügelt, wer gerade welche Probleme hat und wer die Band verlassen will. Trotz des immer noch unbeschreiblichen Erfolges, zerfressen Egotrips und Drogen alles, was mit der Band zu tun hat. Nebenbei kommt der ein oder andere mal in den Knast, mal länger, man kürzer, um sich dann ein besseres Leben vorzunehemen und es dann doch nicht zu schaffen.

Mittlerweile sind die Crües schon einige Jährchen erfolgreich, Guns N´ Roses werden berühmt und Vince und Axl liefern sich in der Presse fiese Schlammschlachten. Ego gegen Ego.

Dann geht Mötley Crüe als Band geschlossen in den Entzug, um bei der nächsten Tour klar im Kopf zu sein und sich permanent zu langweilen. Toll, das will man lesen, gähn. Joggen, Mineralwasser, Gespräche.

Erstmal läuft alles gut, aber dann verkrachen sich die Jungs fieser als je zuvor mit der ganzen Welt, dann noch untereinander und zum Schluß fliegt Vince als Sänger raus.

Das einzige, was da noch berührt, ist, wie Vince seine Tochter verliert, die Krebs gehabt hatte.

Streit hier, Beziehungskrise da, das Buch wird immer zäher zu lesen. Dann kriegen die Jungs plötzlich mit: Ach joh, wir sind ja alle auch noch Väter. Heul und Schluchz. Jeder will ein prima Daddy sein, aber die Mamis lassen das nicht zu. Klage hier, Klage da, Gerichtstermin. Verfluchte Scheiße, das interessiert mich einen Dreck!!!!

Ich will Rockstargeschichten lesen, und nicht so blöde Heulereien wegen irgendwelcher Scheißnutten, in die sich die Jungs mal in ihren benebelten Gehirnen verliebt haben! Verflucht!

Dann wälzt Tommy in epischer Breite die Geschichte mit Pamela Anderson aus, und das er doch die Kinder liebt, heul heul.

Nebenbei hält der Grunge Einzug, und keine Sau braucht ein weiteres Mötley Crüe-Album. Die Jungs springen auf den Trendzug auf, und siehe da, welche Überraschung, aus den Stadien werden Hallen, und aus den Hallen werden Clubs, in denen unsere einstigen Helden vor fünfzig Mann spielen. Toll. Echt toll.

Dann doch wieder eine peinliche Reunion-Tour mit Vince, wo sich zwar Nikki und Vince wieder anfreunden, aber Tommy in einem eigenen Bus hinterherfährt, damit er die Scheiß Fresse von Vince nicht sehen muss. Dann der Krach, das war´s für ZWANZIG JAHRE MÖTLEY CRÜE!

Ohne Tommy gab es ja dann noch das New Tattoo-Album, das laut Nikki endlich wieder ohne interne Spannungen aufgenommen wurde. Somit wären wir auch schon in der Neuzeit, wo wirklich kein Schwein Mötley Crüe noch braucht.

Ich bin mir ja immer noch nicht sicher, ob ich dem Frank zustimmen soll, das Mötley Crüe wirklich nicht einen einzigen Hit hatten. Na ja, für die Zeit damals waren das bestimmt DIE Burner! Wenn man das so heute hört, dann brennen die ja wirklich noch nicht einmal ein Loch in die Tischdecke.

Am Schluß des Buches trifft Tommy nach einem Jahr Funkstille Nikki wieder, weil ihre beiden Söhne in der gleichen Klasse zur Schule gehen. Ach Gottchen, wie Romantisch.

Na gut, Riesenbuch, Riesengeschichte, da sieht man das alles wieder mit anderen Augen. Zu Anfangs langweilig, in der Mitte ziemlich cool, gegen Ende immer zäher. Anfangs waren in der Reihenfolge die Drogen, die Frauen, die Band wichtig. Jetzt sind es offiziell die Familie, die Band und andere Beschäftigungen wie Autorennen fahren. In Wirklichkeit könnten das aber auch Heroin, Bewährungshelfer, Alkohol, Steuerberater und fremde Frauen sein.

Wen interessiert das?

Nur ein Buch, mit dem ein paar abgehalfterte Rockstars, die ihre Millionen sinnlos verballert haben, einen schnellen Dollar machen wollen. Um irgendwas abzubezahlen. Ihre Villen oder so.

Trotz allem bleibt Nikki das absolut coolste Arschloch der Welt, und ich feier auch weiterhin jeden Bericht ab, in dem Tommy als Hurensohn betitelt wird, weil er wieder irgendwelche Schauspieler-Schlampen gebumst hat! Gut so, Tommy.

Abschließen will ich mit einem Stück Text, mit dem das Buch ebenfalls aufhört. Und das bemerkenswerte daran ist: So eine Scheiße haben sich hunderte von Bands aus den Fingern gesogen, aber bei Mötley Crüe beschreibt das die Wahrheit:


SPENT A MILLION DOLLARS ON AMPHETAMINES,

CRASHED A LOT OF CARS,

FUCKED ALL THE STUPID STARS IN HOLLYWOOD,

BECAUSE I COULD, BECAUSE WE COULD!

Ja, sag ich doch. Prost.

The Kollege

BWB-„Schweiztour“ 2003...

16. Oktober 2003

...oder The biggest & costliest BWB-Tour ever oder Nur Idioten hier auf dieser Welt oder Raststättenfußball!!! oder Applaus für Kaiser! oder Was weiß ich…

Ihr müsst Euch das so vorstellen. Wenn wir eine ganze lange Zeit mal nicht unterwegs waren juckt es mich dermaßen in den Fingern, Füßen usw., daß ich unbedingt mal wieder raus muss. Auf Tour. Aus irgendwelchen Gründen dachte ich mir Anfang des Jahres, daß wir, wie alle großen deutschen Rockbands, doch unbedingt mal in die Schweiz müssten. Die Kontakte waren schnell über www.punkportal.de hergestellt und so ergab es sich, daß mit dem 12. und 13. September, mit einem halben Jahr Vorlauf, also im März 2003, zwei relativ feste Gigs in im Banken- und Taschenmesserland bestätigt bekommen hatten. Ursprünglich sollte das ganze eine Woche später starten, aber da ich von Fabi Pfeffer striktes Konzertorganisierungsverbot erteilt bekommen habe, für Tage an denen jemand aus seiner Verwandtschaft Geburtstag hat, konnte ich das Unglück noch abwenden und die Gigs eine Woche vorverlegen. Freudig im Proberaum angekommen, erkläre ich den Jungs, was ich organisiert habe & bekomme erst einmal ein ungläubiges Kopfschütteln. Ist ja noch Zeit. Da kann noch viel passieren. Wie Recht sie behalten sollten.

Da so eine Tour in die Schweiz ja doch recht weit ist, dachte ich mir, ist es aber auch noch besser einen Gig für den Tag darauf oder davor zu bekommen & trat mit dem Flo von BACKSLIDE bei Ihrem Tourzwischenstopp mit DRITTE WAHL und EXPLOITED in Berlin in Kontakt, von dem ich wusste, daß er auch des Öfteren Konzerte organisiert hat. Und er kommt ja aus der Freiburger Ecke, was ja praktisch direkt vor der Schweizer Grenze liegt. Leider hat er dahingehend seine Aktivitäten auf Eis gelegt, versprach mir aber, ein paar Kontakte zukommen zu lassen, die so was in dieser Region noch tun würden.

So kam wiederum der Kontakt zu Oli von, damals noch OLI & ELA RECORDS, jetzt RANDALE RECORDS zustande, der meinte: „Klar, ich mache am besagten Wochenende ein Festival. Und da wollte ich sowieso am Tag vorher, den 11.9. was machen.“. Man was hatte ich mich gefreut. Ich hatte gar nicht damit gerechnet, an einem Donnerstag noch einen Gig rein zu bekommen. Und so nahm das Unglück seinen Lauf…

Mitte August teilt mir der Veranstalter des einen Gigs in der Schweiz mit, daß der Laden an diesem Tag doch schon gebucht ist. Für eine Technoparty. Wenn wir so was ähnliches machen würden, könnten wir an dem Tag auch gerne dort spielen. Haha, wie witzig. Die scheinen nicht mal in unsere CD rein gehört zu haben. Naja, egal, ich kriege das schon noch irgendwie hin. Ich telefoniere und maile in der Welt herum und bekomme den Kontakt zu Tom (ex-BILDungslücke). Der hat wiederum die tschische Punklegende „E!E“ am Start und will uns gerne unterbringen, wenn wir sie bei den anderen beiden Konzerten mitnehmen. Kein Problem, meine ich. Dann ist ja alles in Butter.

Denkste. Knapp zwei Wochen vor unserem einzigen Gig in der Schweiz, sagt uns der Veranstalter ab, weil man die Möglichkeit bekommen hat bei irgendeinem Festival als Club das Catering zu machen, was natürlich mehr Geld für den Club bringt als ein Konzert zu veranstalten, was schon ein halbes Jahr geplant ist. Naja, wenn die Penunsen rufen, folgt man dem Geruch des Geldes gern… Oder so ähnlich. Damit fiel also schon mal der erste Gig der „Tour“ flach.

Mittwoch, 10.9.2003: Nach wochenlanger Suche nach einer günstigen Fahrgelegenheit – Wir wollten schon mit einem Bus fahren, da wir dachten, so kämen wir günstiger bei weg und außerdem ist es ein besseres Feeling, wenn man so schön zusammen sitzt. - bekomme ich am Wochenende zuvor noch einen Tip, wo man günstiger als bei SIXT, EUROPCAR und wie sie auch alle heißen, einen Bus mieten kann. Schnell im Netz danach gesucht und siehe da: HIGHWAY TIGER in Kreuzberg vermietet tatsächlich relativ günstig Bandtourbusse. Später stellt sich heraus, daß es sich beim Betreiber der Firma um den ehemaligen Sänger Kreuzberger PunkROCKband SCOT FREE, Noppa handelt. Ja und nun stehe ich vor unserem Schätzchen. Das erste Mal in unserer Bandkarriere haben wir uns einen Bus gemietet. Und was für einen. 9-Sitzer, Riesenladefläche und Bett. Zumindest von der Ladefläche her hätten wir noch 2 weitere Band mitnehmen könne, stellen wir fest, als wir das ganze Zeug noch am Abend einladen. Schließlich sollte es ja Donnerstag früh um 8 Uhr losgehen. Aber wer uns kennt, der weiß, daß wir noch nie so richtig pünktlich losgekommen sind, wenn es auf Tour ging.

Verhältnismäßig pünktlich schaffen wir es, zusammen mit Naddel als Merchvertretung und Kaiser von Oderflut (www.oderflut.de) um 9.00 Uhr Frankfurt (Oder) zu verlassen. Wir mussten aber noch kurz nach Berlin rein, weil wir noch 3 Leute, über die Mitfahrzentrale vermittelt, mitnehmen mussten. Kann ja nicht schaden, etwas mehr Geld einzunehmen. Wer weiß wie viel am Wochenende überhaupt für uns übrig bleiben sollte. Außerdem ist es (zumindest für uns) lustiger auch mal andere Gesichter zu sehen. Am Anfang fanden sie es wohl auch lustig, mal mit einer Band auf Tour zu sein. Später wurde es auf den „billigen“ Plätzen aber immer ruhiger. Keine Ahnung warum. Die Musik war laut und gut. Und bis auf mir als Fahrer, schmeckte, glaube ich, auch jedem sein Bier ganz gut. Unter den 3 Mitreisenden war ein Australier, der in Europa ein wenig herumreisen wollte. An sich nicht schlecht, später fragen wir uns aber wie er das schaffen will. Aber dazu an anderer Stelle mehr.

Alle waren wir gut gelaunt. Schön die A9 runter tuckern, ab und zu ´n Tankstop. Nichts Besonderes. Einen Fußball wie sonst hatten wir nicht mit. Dafür eine ausgefüllte und mit allen Punkten versehene ARAL-Tankkarte. Es lief gerade eine Aktion, wo man für eine eben solche Karte einen Fuß-, Volley-, Basket-, oder ein paar Tennis- oder Golfbälle umsonst bekam. Für einen Euro mehr auch noch ne Ballpumpe dazu. In Berlin und Frankfurt waren die Dinger gerade aus. Und kam mal eine Lieferung, waren die Bälle nach spätestens einer Stunde schon wieder aus. Ich machte mir große Hoffnungen, wenigstens an irgendeiner anderen ARAL-Tankstelle einen Fußball zu bekommen. Schließlich lagen ca. 2400 km vor uns.

Und weiter die A9 runter. Immer noch nix Besonderes. Für einen Schmunzler sorgt nur unser Rettungssanitäter Robert, der uns weismachen will, daß in der „Münchberger Senke“, die wir gerade durchfuhren, vor Jahren mal ein Auffahrunfall geschehen ist, bei dem auf 800 Metern 1000 Autos in einander gefahren sind. Er meint, er hätte das auf einem Video gesehen bei der Ausbildung. Später relativiert er das aber und korrigierte die Zahl auf „eine ganze Menge“. Für alle, die es genau wissen wollen: Ich habe mal im Netz gesucht und fand heraus, daß 170 Autos waren. Ein kleiner aber feiner Unterschied. Kaiser bekommt seinen ersten Applaus, weil er mit uns mitgefahren ist. Noch genießt der ihn. In den folgenden Tagen lernte er aber, ihn zu hassen, weil er ihn von nun an bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit zu hören bekam. Auf Tour kommt man eben auf blöde Ideen. Glücklicherweise haben wir auf dieser Tour noch nicht das „Headnut-Bashing“ erfunden, was erst eine Woche danach kam…

Ja und dann war es auch schon bald soweit. Kurz hinter Nürnberg kam der Anruf vom Veranstalter des Konzertes heute Abend in Rottweil. Er meinte, die Stadt stellt sich quer und hätte ihm für das heutige Konzert keine Ausschankgenehmigung erteilt. Daher könne das Konzert nicht stattfinden. „1000 mal Entschuldigung.“, „Ja, was machen wir nun?“, „Äähh, Ihr seid schon unterwegs!?“ usw. Das senkt die Stimmung im Bus natürlich gewaltig.

Auch sein Zusatz: „Äähh, in Offenburg soll heute noch eine Band spielen. Vielleicht kann ich Euch dort unterbringen…“ kann uns nicht wirklich aufheitern. Denn schon jetzt glauben wir so richtig daran nicht. Wir fahren erstmal weiter und hoffen einfach.

Erstmal mussten wir einen kleinen Umweg nehmen und direkt in Stuttgart rein fahren, weil die erste „Mitfahrerin“ abgesetzt werden musste. Stuttgart ist eine hässliche Stadt und ich muss ständig an das Lied von WTZ „Stuttgart“ denken. Lustigerweise fahren wir auch direkt nach dem wir sie abgesetzt haben auf der Autobahn durch das WÜRMTAL, woher ja der Name besagter Kombo herrührt.

Nach ca. 12 Stunden Fahrt treffen wir endlich in Rottweil ein. Dort erwarten uns bereits Oli und Tom mit hängenden Gesichtern. Auch Offenburg hat nicht geklappt & E!E sind bereits nach Hause gefahren. Kann man ihnen nicht übel nehmen. Während Oli ziemlich bedröppelt dasteht und nichts so richtig mit sich anzufangen weiß, ist Tom um einiges fitter und lädt uns am morgigen Tag zu sich nach Wiesbaden ein, daß wir wenigstens einen Platz zum schlafen haben. Für heute hatten wir Gott sei dank einen Schlafplatz bei meiner Freundin, die ursprünglich ganz aus der Nähe von Rottweil kommt. Wir verbleiben so, daß wir es uns überlegen. Erstmal wollten wir irgendwo was trinken gehen und dann auch nur noch schlafen…

Teil II - folgt(e nicht) ;-)

Ohne Deine Freunde bist Du ein Scheiß!

22. September 2003


Wenn Du zum Beispiel Tennis spielst, und Du gehst auf den Platz um ein Match zu spielen, für wen spielst Du? Für Dich alleine? Für die Ehre? Für zum gegen die Langeweile sein? Nein! Irgendwo gibt es da eine Hand voll Leute, die Dich dafür abfeiern! Vielleicht stehen die sogar direkt neben dem Platz. Und saufen. Oder stricken. Oder langweilen sich den Sack in den Bauch.

Vielleicht raffen die auch gar nicht, was man an so einem dämlichen Scheißsport so geil finden kann. Vielleicht teilen die alles mit Dir, außer das Verständnis für Deinen Sport, Deine Leidenschaft wo Dein Herz dran hängt. Aber jeden Scheiß Punkt den Du machst, machst Du automatisch auch für Deine Freunde. Vielleicht sind Deine Freunde saustolz auf Dich, auch wenn sie es nie gesagt haben und nie sagen werden.

Es kann ja sogar sein, das Du in dem beschissensten Tennisclub der Welt spielst, der niemals auch nur ein erbärmliches Spiel gewonnen haben, und auch Du reihst Dich nahtlos ein und verlierst mit eiserner Kontinuität jeden Punkt. Aber in wessen Augen kannst Du überhaupt gar nicht verlieren...?

...genau.

Und diese Sicherheit kann einem höchstens eine frisch gebackene Mutter geben, die das erste Mal ihr neugeborenes glücklich im Arm hält. Wenn Begriffe wie Familie irgendwie wichtig sind, dann zählt jede Art von Freundschaft auch dazu. Auch die, wo Du nur bei einem Wehwehchen ein Trostpflästerchen von irgendwem irgendwann mal bekommen hast. Denn wer gibt Dir auch nur ein Pflästerchen, wenn er sich einen Scheiß um Dich kümmert?

Sogar Saufkumpanen gehören dazu, so schlimm das auch sein mag. Wenn man glaubt (Vorsicht: Geigen, Harfen, Chöre...), das Leben aus vielen verschieden Schichten besteht, dann gehören Saufkumpanen jedenfalls zu den angenehmen. Es empfiehlt sich natürlich innerlich abzustecken das die nie anrufen werden um nachzuhören ob es Dir auch gut geht...

...was auch vollkommen in Ordnung geht, denn wann hast Du das letzte Mal irgend einen Saufkumpanen angerufen um über was anderes als saufen zu sprechen?

Jedenfalls ist das schöne am saufen gehen nicht in erster Linie die Sauferei selber, sondern die Sauferei mit seinen Kumpels. Ohne die (oder im schlimmsten Fall „den einen“) wäre sogar saufen komplett sinnlos. Kann man mal einen Gedanken dran verschwenden...

Wenn ich wissen würde, das da nirgendwo irgendeiner sitzen würde, der sich auch nur den kleinsten Scheiß für meinen Mist interessiert, dann könnte ich mich genau so gut sofort erhängen!

Wenn ich meinen Sentimentalen kriege geht es in der Hauptsache immer darum. Und das nicht ohne Grund. Wenn ich dann so was höre wie: „...das mache ich nur für mich!“ dann finde ich das traurig. Hat dieser jemand denn keine Freunde? Was ist das denn bitte für eine seelenlose Scheiße, wenn man seinen Dreck nicht auch für irgendjemand anderes macht? Wenn man die beiden wichtigsten Sachen im Leben verbinden kann, dann ist das was verdammt wichtiges: Seine Leidenschaft und seine Freunde!

Das ist doch genau das, was Leben ausmacht! Ich jedenfalls bin stolz wie Oskar, wenn ich auf eine Bühne gehe und da steht ein Freund der meinen Rotz abfeiert. Dann ist doch automatisch jeder Ton auch für meinen Freund. Der bräuchte das nicht mal besonders gut finden, und ich würde ihm das auch nicht übel nehmen, und trotzdem ist er ein Teil davon, er ist der Backround, er gibt mir den Halt hinter der Sache. Dabei könnte er genau so gut irgendwo anders vorm Fernsehen sitzen und den Bullen von Tölz gucken! So lange ich da irgend einen Kumpel habe ist alles vollkommen OK!

Und wenn mein Kumpel auf den Platz geht und Fußball spielt, auf die Bühne krabbelt und Musik macht, meinetwegen sogar im schwulen, weißen Outfit Ballett tanzt oder auf dem Tennisplatz ein Match spielt, für wen spielt er automatisch auch...?
 

Und egal ob der Auftritt gut oder Scheiße war oder das Spiel gewonnen oder verloren wurde: Mit wem, dem das Scheißegal ist, geht er sich einen Tag später tierisch besaufen...?

The Kollege

Studioarbeit

22. September 2003

Studioarbeit: Warten.

Als nicht-Musiker stellt man sich die Studioarbeit irgendwie ziemlich cool vor. Ist sie aber nicht. Ich hätte nie gedacht, das ich so was mal sagen würde, aber: Werdet bloß Schlagzeuger!

Denn das Schema ist kurz gesagt folgendermaßen. Zuerst spielt der Schlagzeuger alleine seine ganze Scheiße ein und ist dann komplett fertig mit der Arbeit. Die anderen warten in der Zeit. Dann kommt der Bassist, spielt seinen Scheiß zum Schlagzeug ein. Die anderen warten derweil. Dann Gitarre eins, dann Nummero zwo, dann Gesänge. Alles immer einzeln und schön der Reihe nach, während die anderen ...

w a r t e n.

Gut. Wir kleinen CHEFDENKER gehen also ins Studio in Bottrop, da wo von wegen Warner Bros. Movie Park und so. Der Park ist natürlich viel zu weit vom Studio weg, und außerdem ist der eh Scheiße. Na ja, es geht ja auch ums arbeiten und nicht ums Vergnügen.

Gut. Tag 1

Wir kommen pünktlich an, der Kaffee brutzelt schon, wir kriegen den Aufenthaltsraum gezeigt. Alles klar. Kurz unseren ganzen Kram runterschleppen, und dann kommt des Musikers Lieblingsbeschäftigung: WARTEN.

Die Sonne scheint, also auf Bewerten in der Stadt. Wir stiefeln also quietschvergnügt los Richtung Bottrop-Fußgängerzone. Bottrop besteht aus ein paar Straßen mit allerhand lustigen, kleinen Geschäften und ungefähr zwanzig (!) Spielhöllen. Man könnt ja meinen, in so einer Vorstadt ist was los. Aber Pustekuchen. Während wir die Straßen auf und ab marschieren passiert – nichts. Wie ausgestorben. Fehlt eigentlich nur noch der obligatorische Dornenbusch aus Westernfilmen, der vom Wind über die Straße geweht wird.

Na gut, auf zurück ins Studio. Mal hören was der Matze so treibt. Matze macht Schlagzeugerpimmeleien. Hier was lauter, da mehr Bass, was weiß denn ich. Mal kurz dazusetzen, bisschen klugscheißen, paar Kekse fressen, schon wird es was langweilig. Außerdem hat der Mischer eine Engelsgeduld, ich würde jetzt schon unkontrolliert rumbrüllen. Egal. Hm, noch nicht mal Mittag, was tun? Wie wartet man jetzt am coolsten? Saufen wäre jetzt richtig Metal, aber kann ja sein das man für irgendwas mal gebraucht wird. Sei es zum reinhören in die Aufnahme, sei es für Fragen bezüglich der Stücke oder sonst was. Kaffee kochen. Scheiße, saufen fällt also weg.

Ah, jetzt eine schöne, gesunde Pizza. Gesagt, getan. Super, schon wieder zwanzig Minuten rumgekriegt. Wieder zurück in den Aufenthaltsraum. Meine Fresse, macht das Rockstarleben einmal Spaß. Erst mal gucken, was zufällig für CDs am Start sind. Geringe Auswahl, aber zum Glück DANKO JONES. Volle Lautstärke. So lässt es sich leben. Disco und ich starren beim zuhören gemeinsam Löcher in die Luft, während er konsequent die Bude zuqualmt. Dabei freuen wir uns über jede kleine Abwechslung, zum Beispiel über den gemeinsamen Bierschiss und das dadurch entstehende, neue Aroma, welches das Ambiente im vermockten Raum noch unterstreicht.

Rubbel die Katz: Mittag. Essen. Schwere Entscheidung: Hmm, Pizza. Alles klar, satt, zurück. Matze ans Schlagzeug, wir in den Aufenthaltsraum. Oh, lange nicht hier gewesen. Gut. DANKO JONES, aufdrehen. Blähen. Rauchen, Disco aktiv, ich passiv. Dabei essen in sich reinschieben. Löcher in die Luft starren. Tüdlüü...

Jetzt ist genug. Bewerten. Diesmal auf zur Fußgängerzone. Das gleiche Bild, ein Abziehbild von Morsbach. Nix los. Geil. Bei der Gelegenheit mal was essen. Und zurück in unseren Aufenthaltsraum. Wäre es nicht so komisch würde ich heulen. DANKO JONES, blähen usw.

Mittlerweile halten wir das auch schon zwei Stunden am Stück aus. Immer mal wieder kurz runter in den Aufnahmeraum, zwei schlaue Sätze abdrücken, hoch gehen und warten.

Ich entschließe mich in die Videothek zu gehen und zu gucken, wie denn so die Pornoabteilung sortiert ist. Oh, das lobe ich mir, alles dabei, nach Sparten geordnet, große Auswahl. Wie sich das für Pornoecken im Dorf gehört, versuchen die braven Familienpapis sich nicht dabei erwischen zu lassen, wie sie hastig durch die Tür huschen wo „ab 18“ draufsteht. Außerdem haben die da sogar den Porno den SNOOP gedreht hat, sehr artig.

Den Sex-Shop hebe ich mir für morgen auf, wir sind ja schließlich insgesamt vier Tage am Stück hier.

Zurück, Warteraum, DANKO, furzen, fressen. Männerwelt. Nach insgesamt neun Stunden warten ab nach Hause, ein bis zwei kleine Bierchen trinken.

Tag 2

Uppala, ein bis zwei Bierchen zu viel. Auf nach Bottrop Gott-City. Immer noch Schlagzeug-Aufnahmen. Essen, Bierschiss, DANKO JONES, Stadtbummel, kurz im Aufnahmeraum wichtig tun, Mittagessen, warten.

Besuch im Sexshop. Das Highlight des Tages. Am Eingang ein typischer sechzigjähriger Kettenraucher mit Faltengesicht. Der Laden klein, gammlig, stinkend, Pornokinobesuch fünf Euro und zehn Cent. Na, das nenne ich eine ausgewogene Preispolitik. Ich war aber zu feige mir in dem ausgesprochen angenehmen Umfeld einen runterzuholen. Außerdem spielt man ja auch bekanntlich besser Fußball wenn man unter Druck steht. Mit der Gitarre ist das bestimmt genau so. Dafür habe ich mir mal was ganz neues gegönnt: Pizza und Kaffee.

Also essen, DANKO JONES, usw. Mittlerweile können wir schon mitsingen. Bottrop-Bummel, gähn. Gegen Abend stehen die Schlagzeug-Spuren. Und jetzt kommt der Grund, warum es Schlagzeuger am besten haben. Ab jetzt ist die Arbeit getan, und man kann saufen bis es kracht. Na gut, dann darf man natürlich nicht mehr klugscheißen gehen im Aufnahmeraum, aber das kümmert dann auch nicht mehr. Disco macht gerade mal in 150 Minuten die kompletten Bassspuren klar und ab nach Hause.

Ah, Bier. Lecker.


Vorerst vorletzter Tag.

Claus fängt mit seiner Gitarre an. Was macht man als anderer Gitarrist? Na, rate? Rate? Naaa…? Genau. Warten.

Stöhn. DANKO JONES aufreißen, Pizza fressen, Kaffee saufen, Bierschiss begackern, Bude zuqualmen, öde Spaziergänge. Tittenmagazine und Bravo kaufen. Manchmal runtergehen, Claus beim rumschreien zuhören. Tag zu Ende.

Zu Hause kurz noch ein bis zwei Bierchen. Sportstudentinnen sind übrigens immer Einstellig.


Vorerst letzter Tag

Ankommen, DANKO usw. Gegen Abend wird Claus dann auch schon fertig, und ich spiele in zehn Minuten zwei Songs ein, Feierabend.

Vierzig Stunden warten für drei Tönchen. Geht doch noch.

Nächste Woche sind wir Freitag bis Sonntag noch die letzten drei Tage im Studio, dann ist Ende. Am liebsten wäre mir, ich müsste gar nicht einspielen, sondern dürfte nur warten. Das kann ich nämlich jetzt wie kein zweiter. Prost.

The Kollege

Langweilig?

22. September 2003


Langweilig? Kein Problem!

Werde doch einfach Bandnutte! Ob Du nun Samstag Abend blöd vorm Fernsehen sitzt, Dir einen runterholst um Dich danach vors Cave zu stellen und Dich sinnlos zu besaufen, oder ob Du Dich einfach mal woanders hinkutschieren lässt um Dich mal an einem anderen Ort zu besaufen, ist doch wohl scheißegal!

Na ja, so ganz ohne Aufwand geht das auch nicht, aber umsonst ist der Tot.

Was Du geben musst: Du machst den Wasserträger-Schlepparsch und Mädchen für alles.

Was Du kriegst: So viel Bier, wie Du nur reinkriegst, UMSONST! Schönes Wort: Umsonst! Kostenlos! Für mit ohne Geld!

Du fährst mit der Band in den Proberaum und schleppst die Boxen, das Schlagzeug, einfach alles. Wenn Du Dich vorher informierst, oder wenn Du ohnehin schon Ahnung hast, dann kannst Du Kabel abklemmen, passend in Koffer und Cases verstauen und rundfragen ob der Gitarrist genug Picks mithat, ob der Schlagzeuger seinen Hocker braucht und ob der Bassist noch mal Pipi machen muss. Und so weiter. Als anständige Bandnutte stellt man fest, ob auch die Nebensächlichkeiten nicht vergessen wurden. So was wie Gitarren. Und der Keyboarder.

Weil Du ja nicht spielen und nicht fahren brauchst, kannst Du jetzt mit Deiner eigentlichen Arbeit beginnen. Wenn Du aber auch kein Geld hast, um Dir ein paar Bier zum Vorglühen zu besorgen, dann musst Du wohl oder übel warten, bis die Fahrt am Auftrittsort endet. Dann wird alles reingeschleppt, aufgestellt und verkabelt. Dabei ist es wichtig, direkt so zu tun, als hätte man hier irgendwas zu sagen. Je freundlicher und bestimmter, desto besser.

Kaum ist es Spätnachmittag, da geht für Dich persönlich die Sonne auf: Irgendwo wird sich ein Kühlschrank finden, aus dem man sich reichhaltig bedienen kann, ohne zu zahlen. Prost. Schon macht sich alles bezahlt.

Vielleicht wird jemand gebraucht um Schnittchen zu schmieren, um ein paar CDs zu verkaufen oder ein paar Gitarren zu stimmen. Dein Job. Besser als doof rumzusitzen und man lernt automatisch ein paar neue Leute kennen. Gut. Ab und an geht man mal die anderen Bands gucken, und überlegt sich, was denn an dem Konzert besser sein könnte, wenn die eine ordentliche Bandnutte am Start hätten. Zum Beispiel hätte dann jemand die Becher von der Bühne entfernt, so das der Sänger sich nicht auf Fresse gelegt und zum Gespött gemacht hätte. Und die Musiker wären mit Getränken versorgt. So wie Du. Und das Gitarrensaitenwechseln würde nicht zwanzig Minuten Pause erzwingen. Und das kaputte Kabel wäre schnell gewechselt. Und der Gitarrist würde nicht so peinlich drei Minuten auf dem dunklen Bühnenboden sein Scheiß Pick suchen, weil Du ungefragt welche an den Mikroständer gehangen hättest. Und der Schlagzeuger muss nicht erst seinen Stick irgendwo wiederholen, nachdem er ihm aus der Hand gerutscht ist, weil Du einen Stapel neuer Sticks auf die Bassdrum gelegt hättest. Und der Keyboarder kriegt keine Herzattacke auf der Bühne, weil er seine Medikamente vergessen hat, an die Du natürlich gedacht hättest. Und die Band hätte damit ein paar Fans mehr gewonnen, und nicht die über die Jahre mühselig erspielte Hand voll Fans verloren, weil eben diese Fans glauben, das die Band immer noch auf Schülerbandniveau rumtüddelt. Selbstverständlich dankt Dir das keine Sau, denn so lange alles rund läuft, denken alle das wäre Zufall. Und wenn was schief läuft, bist Du natürlich Schuld. Na ja, bei dem Geld, was man an dem Abend an Bier spart, und dafür, das man mal was anderes gesehen hat, kann man sich auch ruhig mal als Opferlamm hingeben. Dabei darf man aber nicht erwarten, das sich die Musiker während des Auftritts bei Dir bedanken. Und Faxen können die auch nicht mit Dir machen, Du bist also der stumme Diener, der rumsitzt, bis er mal gebraucht wird. Denn wer auf der Bühne steht, der muss sich auf sein Scheiß Instrument konzentrieren, dabei den Ablauf der Songs im Kopf runterrasseln und versuchen noch ein bisschen lässig rüberzukommen. Wenn man dann noch mit hübschen Damen in der ersten Reihe flirten will, dann kann man unmöglich noch mit der Bandnutte rumalbern. Daran muss man sich immer erinnern! Ist also nicht immer automatisch Arroganz von Musikern, wenn die Ihre Bandnutten nicht beachten!

Und es sähe besser aus, anstatt Kabel aufzuwickeln, wenn die Band sich nach dem Auftritt erst mal entweder komplett verpisst, oder sich erst mal um die Gäste kümmert und sich deren Meinung anhört. Die Bandnutte klemmt derweil die Kabel ab und macht die Bühne klar Schiff für die nächste Band. Oder wahlweise für denn Abbau.

Auf den Abbau und die Schlepperei hat kein Musiker nach seinem Auftritt Bock. Umso dankbarer ist man, wenn da irgend eine Sau (DU!) sich der Boxen annimmt, und dem packen in die Autos. Da kommt es einem zu Gute, wenn man sich schon auf der Hinfahrt in etwa gemerkt hat, was wie in welches Auto geladen wird. Erst recht, wenn es drinnen heiß ist und draußen scheißekalt und am regnen. Für gewöhnlich geht jetzt die Sauferei los und das lästige „könnt ihr mich mitnehmen?...“. Am besten ist es jetzt, wenn vorher schon Bandintern (auf Dein lästiges Drängen hin!) bestimmt wurde, wer wann wohin fährt und das keine Fahrplätze zu vergeben sind.

Mit etwas Glück gibt es für die Band eine kleine Gage. Für gewöhnlich geht das Gezeter des Veranstalters jetzt los. Wir können euch nur ein zehntel eurer Gage geben, heul jammer. Wenn jetzt ein Bandmitglied feilschen muss, macht es sich und seine Band zum Arsch! Aber dafür bist Du ja da. Du hast ja gesehen, wie viele Leute da waren, und entsprechend kannst Du verhandeln. Hol Dir aber vorher Bandmäßig die Erlaubnis oder lass einen dabei sein. Sei hart, aber gerecht, und begründe sachlich Deine Argumente. Wenn Du merkst, Du lallst wir Karl Arsch, war wohl alles ein bisschen zu viel des Guten.

Eine Band ist immer dabei, die besoffen rummotzen muss. Der Sound war kacke, die Leute alle Scheiße und die Band, mit der Du da bist, sind alles Arschlöcher. Lass ihn motzen, nicht Dein Bier. Das steht nach wie vor im Kühlschrank, oder, wenn Du und die Bands fleißig waren, dann in irgend einem versteckten Räumchen des Veranstalters. Kümmere Dich darum.

Dann das Härteste. Nachts die ganze Scheiße aus dem Auto wieder in den Proberaum schleppen. Wenn Du richtig gut warst, dann bist Du jetzt gerade so knülle, das beim schleppen nicht andauern die Sachen gegen die Wand donnerst und alles dabei kaputt machst, und Dir die Schlepperei trotzdem nichts ausmacht.

Geschafft. Cooler Abend, Zeit für den Absacker. Du warst ja nicht blöd, und hast schon am Nachmittag, als noch genug Bier im Bandkühlschrank war, genügend gebunkert. Als Profi schafft man das sogar für mehrere Leute, aber bitte mit Bedacht.

Morgens wacht man mit einem prima Schädel auf, und hat noch genau so viel Geld in der Tasche wie vorher. Prima. Auch wenn die Sache manchmal anstrengend war, besser als schon wieder einen Frauenabend vorm Fernsehen verbracht zu haben, mit Deutschland sucht den Superstar und anschließender Pizza. Gähn. Wir wissen ja ohnehin schon, wer die heimlichen Superstars sind.

The Kollege

Salz in jede Wunde

15. September 2003


Es gibt Momente im Leben, da könnte mir die Sonne aus dem Arsch scheinen. Nicht irgendein ständig wiederkehrendes Ereignis wie „nix“ machen, sondern so was wie ein Lili-Konzert oder Sommer. Ja der Sommer. Ich freue mich immer auf den Sommer, da lohnt sich das Bewerten wenigstens. Einstellige bis zum Horizont! Hy Babies! Und jetzt? Jetzt dröppelt et. Herbst, Lernen, Tee. Super, na klasse. Aber mal zurück zu wirklich interessanten Sachen. Ich wohne noch nicht allzu lange in Colonia, aber es macht schon mächtig Spaß sich einfach abzuschießen. Auf dem Land geht das nicht so einfach....

Fernsehen, auf der Couch rumlümmeln, darauf warten das irgendjemand vorbeikommt um mit mir zu saufen. Dann das nächste Problem, is überhaupt Bier da? Hm, mal schnell aus der Couch pellen, in den Keller laufen und - tatata – super – Papa hat an mich gedacht. Eine geschmeidige Kiste Bier wartet nur so darauf, verführt zu werden. Irgendwie jungfräulich. Montags kam dann immer der Molzberger, drei Dosen Tuborg oder irgendein anderes Pils dabei. Naja, dann gib ihm. Und der Molzberger kann dann immer super anfangen zu süttern wie man es normal nur von irgendwelchen Ollen gewohnt ist. Schnell noch ein Bier. Sehr amüsant sind die Reden über seinen Vater. Der hat einen Orden verdient. Es gibt übrigens schon die Einheit „1 Molzberger“, das sind exakt 125kg. Zurück, jedenfalls is der Busfahrer und hat in einer Linkskurve das Gleichgewicht verloren, als der Münzautomat nachgegeben hat und 1 Molzberger in den Fußraum gefallen ist. Bus innen Graben gesetzt. Die Geschichte ist nicht wirklich lustig, aber es ist unglaublich, wie der Pils-Molzberger sich dabei belacht. Und zack nochein Bier. Hoffentlich fängt der „Steimelhagen, Bier am Kragen“-Molzberger jetzt nicht das Bluessingen an. „Bamdädädä - Es scheint nicht jeden Tach die Sonne – bamdädädä – und isch weijß nit warüm“.

Freitags dann kam regelmäßig der Kollege vorbei. Er geht dann erst mal in den Keller um sich und meinem Vater ein Bier zu holen. „Ja Walter, ich han mir och eens mitjebraacht!“ – „Weil de jescheid bist!“ Großartig. Löft doch. Und wenn dann die Pissorgien losgehen wird’s richtig spaßig. Meine Mutter motzt immer, wenn einer zu laut ist. Der Molzberger is auch schon mal von ihr rausgeworfen worden. OK. Der Kollege hat Angst vor meiner Mutter. Kann ich verstehen. Er kann aber prima aus dem Fenster pissen. Dachfenster wohlgemerkt. Eine feine Technik, indem man sich mit einer Hand an der Dachrinne abstützt.

Ja und wenn später noch Lust auf Schnaps da is, fahren wir nach Wissen zum Jürgen. Kleine Kneipe, meist gute Musik, ab und zu Bands und Schnaps. Go!

Samstags musste der Kollege dann früh raus zum schuften, hat aber nie geklappt. Kater, weitersaufen, ab zur Ollen.

So war das damals auf dem Land. Nix machen. Das waren da schon die Highlights.

Aber hier in Colonia is das anders. Bewerten, Saufen und vors Cave stellen. Super, runde Sache. Macht einen Höllenspaß. Zu Ringfestzeiten kann man prima Bewerten und Bier trinken. Und was macht der mächtige Klitsch, der 3 Wochen Urlaub hat?? Der Idiot fährt nach Hause aufs Land. Hier wird es Herbst, dass die Punkte nur so von den Bäumen fallen und der fährt Kühe glotzen. Ich packs nicht. Den ein oder anderen Abend, ob Blue Monday, Spaß am Dienstag oder Mittwochs das Bergfest, alles verpasst. Ganz zu schweigen von den großartigen Wochenenden und die letzten Grilltage. Und wir latschen immer noch brav vorbei und klingeln, um das Bewerterkomitee zu vervollständigen. Heijaijai. Es scheint nicht jeden Tag die Sonne, aber heute is es echt düster! Aber das hat er auch ordentlich auf die Nase gebunden bekommen. Es muß sich angefühlt haben, wie wenn er einen auf links gedrehten Igel poppt. Salz in seine Wunde!

Das schöne am Herbst ist allerdings, dass man endlich wieder auf Konzerte fahren kann. Sommerloch vorbei. Da lohnt es sich sogar seinen Terminkalender auszupacken und eine gewissenhafte Konzertplanung vorzunehmen. Saufen zu planen ist ein harter Knochenjob.

Prost!

Graf Disco

Frisch verliebt?

26. August 2003

Ach Du Scheiße! Ich hab jetzt schon so viele Tränen gesehen, inklusive meiner eigenen, das es an der Zeit ist, ein paar Wahrheiten anzumerken.

Wir alle wissen, wie es ist, wenn man sich gerade verschossen hat. Und wenn das entsprechende Mädel auch noch genau so denkt. Es gibt nichts schöneres, nicht mal saufen. Nicht umsonst wird gesungen „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“.

Die Sache fühlt sich gut an, die Sonne scheint, es gibt nichts wichtigeres auf der ganzen Welt, Spaß ist maßlos untertrieben, Miraculix Zaubertrank könnte nicht annähernd so herrlich sein. Aber wir alle wissen doch auch, das so ein Gefühl auch beim saufen irgendwann eintritt. Und jeder findet sich auch damit ab, das man am Morgen danach den Preis dafür zahlt. Schädel, kotzen, unwohl fühlen. Warum will einfach niemand wahr haben, das die Liebe genau so Nachwirkungen hat? Erst ist man im siebten Himmel, dann in der Hölle. Auf jeden Regen folgt ein Sonnenschein, aber die Sonne scheint nicht ewig! Und ich weiß nitt warüm!

Ich will ja jetzt gar nicht erzählen, das Du schreiend weglaufen sollst, wenn Du merkst, das da mehr ist zwischen Dir und der Heiligen. Aber wenn Dir ein Freund in die Augen sieht, und merkt, das es Dir ernst ist, dann sieht nur er das drohende Unglück. Du nicht! Du kannst es im Moment nicht sehen. Und wenn er Dich zur Vorsicht ermahnt, dann macht er das wahrscheinlich, weil er halt Dein Kumpel ist, und versteht, wie Du Dich im Moment fühlst. Und er macht das nicht, weil er es Dir nicht gönnt!

Und ich habe das auch gerne gemacht, und für meine Ermahnungen immer nur böse Worte von Freunden geerntet. Dann ging JEDES MAL exakt das gleiche Spielchen los. Das frische Pärchen verbringt die ersten Wochen zu Hause. Dann gehen sie wieder aus und jeder freut sich für die zwei. Ich ja auch! Und wie von Geisterhand – welche Überraschung – fängt es irgendwann an zu kriseln. Das geht ein paar Mal gut, irgendwann kommt die Trennung. Und dann folgt meine persönliche Wiederholung, fast wie „Dinner for one“.

Der besagte Kumpel, der mich irgendwann mal mit bösen Worten überschüttet hat, weil ich zur Vorsicht geraten habe, kommt zu mir und heult sich aus. Immer das gleiche Bild, nur die Köpfe sehen jedes Mal anders aus!

Dann kann ich mir die Geschichte anhören, die im übrigen auch immer die Gleiche ist, und danach beteuert er, das ich ja Recht hatte, und das es ihm leid tut, und das er doch bloß mal auf mich gehört hätte. Er kann ja gar nicht verstehen, wie es so weit kommen konnte. Damit hat er ja nie gerechnet. Dann ist der Kerl monatelang in einer schlimmen Krise, fühlt sich Scheiße und ist natürlich für nichts mehr zu gebrauchen. Nach und nach nehmen auch seine Angehörigen immer mehr Abstand, weil sich keiner auf Dauer dieses Gejammer anhören kann.

Verflucht! Wenn man doch einmal mit dem Kopf gegen die Mauer gerannt ist, und danach eine Beule hatte, dann versuchen doch nur die Hartnäckigen noch ein zweites Mal mit dem Kopf durch die Wand zu kommen. Und sogar die werden nicht so bescheuert sein, es ein drittes Mal zu probieren. Und als halbwegs erwachsener Mensch weiß man doch auch, das nach der Sauferei der Schädel folgt. Und genau so weiß man doch auch, das man verliebt sein zwar genießen kann und auch soll, aber es nicht wie das Universum unvergänglich ist. Wenn man mal das Bewusstsein entwickelt hat, dann ist man auf den herben Schlag hinterher vorbereitet. In erster Linie psychisch. Das ist schon mal mehr als die halbe Miete.

Und so clever wie das Aspirin vorm schlafen gehen lenkt man seine Geschicke in der Liebe nicht unbedingt in den ersten Monaten auf eine gemeinsame Wohnung, ein gemeinsames Auto, eine Heirat oder ein gemeinsames Kind! Auch wenn das Herz geradezu danach schreit, und es im Moment so aussieht, als würde es nie anders werden, und man würde sich niemals trennen. Denn dann würde der Schock hinterher bei der Trennung nicht nur Herzschmerz sondern auch dein Bankkonto in arge Bedrängnis bringen.

Also wenn Du beweisen willst, das Du zwar frisch verliebt, aber nicht doof bist, dann antworte Deinen Freunden auf Ermahnungen:

„Mein lieber Freund! Ich weiß es zu schätzen, das Du Dich um mich sorgst! Aber kümmere Dich bitte um Deine eigene Scheiße! Denn ich habe jemanden gefunden, der blöd genug ist, sich mit mir den ganzen Tag von morgens bis abends das Hirn rauszuvögeln, und ich werde damit nicht aufhören, bevor dieser jemand anfängt über Trauringe oder so eine Scheiße zu quatschen!“

...WEIL DE JESCHEID BISS!

The Kollege

Gene Simmons - The Autobiography

26. August 2003

Na gut, als Macher einer der größten Bands der Welt, die mit Merchandise-Scheiße schamlos um sich schmeißt, kann man auch schon mal einen auf wichtig machen und sein Leben auf schlappen 267 Seiten darbieten.

Alles in Englisch, alles geil. Los. Die ersten sechs Seiten sinniert er ein bisschen über das Leben im allgemeinen und wie er es denn so sieht. Schon geht es los, das er seine Mami von vorne bis hinten huldigt, was auch bis zum Ende des Buches nicht mehr aufhört. Er erzählt, das er 4600 Frauen gefickt hat und davon immer Polaroids gemacht hat. Aber trotzdem ist er ein toller Vater. Seine Kinder und die Mutter seiner Kinder liebt er über alles. Aber heiraten will er nicht, weil er heiraten abgrundtief Scheiße findet. Man soll mit jemandem zusammen sein, weil man will, nicht weil das auf einem Stück Papier steht.

Dann holt er verdammt weit aus. Er wurde am 25. August 1949 in Israel geboren. Sein Name war Chaim Witz und seine Eltern waren arm, aber glücklich. Der Papi hat sich dann irgendwann verpisst, Mami war immer da. Er lernt, wie man Häufchen macht und so weiter. Jedenfalls hat er schon in jungen Jahren gemerkt, that it´s all about power and might.

Mit zehn spielt er gerne Cowboy und ist fasziniert von Superhelden-Comics. Am liebsten mochte er die bösen und dunklen. Etwas später wurde er zum TV-Junkie, der die ganze Zeit eben diese Superhelden guckt. Dann zog er mit Mami nach Amerika und wurde Gene Klein genannt und hat die üblichen Einwanderer-Probleme. Wenn Stars irgendwo im Fernsehen zu sehen waren, war er überwältigt von some kind of Power, welche die Mädchen zum schreien bringt. Fand er gut. Na ja, wer nicht?

Dann fand er als Teeny die Beatles geil und fing irgendwann an Musik zu machen. Da fand er heraus, das die Ladys auf seine lange Zunge standen. Später fand er auch heraus, was man damit alles anstellen kann.

Nach läppischen 58 Seiten ist er auch schon bei seinem zwanzigsten Lebensjahr (gähn), vögelt hier und da und spielt endlich in Bands. Da lernt er ganz unspektakulär Paul Stanley kennen, und beide hatten einen ungewöhnlich großes Ego. Und beide wollten ihre kleine Band nach vorne bringen. Was folgte, waren Scheiß Konzerte, wo keiner hinkam. Kennt man ja. So mit 22 suchten die zwei dann noch ewig lang Mitstreiter für eine Band, die später KISS werden sollte. Sie wollten was ganz großes, einzigartiges schaffen. Zuerst waren sie ganz weiß geschminkt, sah entsprechend Scheiße aus. Besetzungswechsel trallala. Jedenfalls waren die zwei richtige Malocher. Tagsüber Geld verdienen mit Scheißjobs, Abends an der Band basteln. Kann natürlich auch übertrieben sein, ist ja schließlich ein Buch von einem Multimillionär, aber so steht es geschrieben. Damit der Name cooler klingt, nennt er sich ab da Gene Simmons. I would never be Gene Klein again.

Jedenfalls haben viele Gitarristen vorgespielt. Irgendwann kam irgend ein Arschloch rein und spielte los, obwohl er noch gar nicht dran war. Gene und Paul waren schon immer anständige Leute, gute Geschäftsleute mit guten Manieren. Die haben so gar nichts mit irgendwelchem Rockstargehabe zu tun. Und dann kommt da so ein ungepflegter Heini rein, sieht aus wie aus der Gosse, ganz ohne Manieren. Gene motzt rum, das er jetzt besser saugut spielt, ansonsten fliegt er hochkant raus. Sie spielen im „Deuce“ zwei mal vor, beim dritten Mal reißt er ein Gottsolo runter und schon ist er eingestellt. Auf die Frage, wie er denn heißt, entgegnet er: „ Paul Frehley.“ Gene sagt: „We can´t have two Pauls in the Band!” Darauf er: “Call me Ace!“ Darauf Gene: „Call me King!” I wasn´t joking. Neither was he.

Jedenfalls mit Peter Criscuola stand die Vier-Mann-Band. Pretty early on Paul and I were aware that we had just met two types of people that we had never been around before. They drank and were attracted to violence.

Ace hat früher schon nur gesoffen und hat niemals auch nur eine Box auf die Bühne geschleppt. So ein richtig versoffenes, faules Stück Scheiße. Geil! Er konnte wohl sein ganzes Leben nichts anderes außer saufen und cool Gitarre spielen. Gott! Außerdem kam er niemals pünktlich. Also genau das, was man in einer Band überhaupt nicht gebrauchen kann.

Aber er war halt damals als einziger fähiger Gitarrist verfügbar. Und auch wenn es nicht genau im Buch steht, merkt man, das da keine ehrliche Rockband gemacht werden sollte, sondern ein bis ins Detail durchgeplantes Produkt. Das Produkt KISS. Also das genaue Gegenteil von dem, was alle Bands auf der Erde wollen. Gene sagt über Ace: „It was a nightmare from the very first day... it was never about friends, it was never about hanging out. It never was, and to this day it still isn´t.” Schade eigentlich.

So 1972 stand dann endlich der Name, das Styling, die Idee, das Konzept, ein paar Klasse-Songs und so weiter. Nach endlosem Vorspielen für Plattenfirmen und kleinen Pisskonzerten, wo es immer Ärger mit Ace gab, ging es dann los. KISS machten sich auf die Welt zu erobern.

Gene hat angeblich nie gesoffen und nie was mit Drogen zu tun gehabt. Ja, klar, und ich bin der Papst. Aber er betont es immer wieder, so das man ihm den Scheiß glatt abkaufen könnte. Jedenfalls hat er sich von Anfang an immer die Zeit mit ficken vertrieben. Weil er jescheid is. So 1974 kam die erste Platte raus und die Jungs sind die ganze Zeit rumgetourt und er hat rumgehurt. Zwei Jahre später waren sie Superstars und haben Stadien ausverkauft. Wer hätte das gedacht? Die ganze Zeit über sind Querelen mit Ace, mit Managern und mit Gott und der Welt an der Tagesordnung, aber Gene und Paul wollten immer mehr. Höher hinaus, mehr Geld, mehr Ruhm, mehr Macht, mehr Frauen. Dann wird er mal als Satanist verschrieen, was aber Unfug ist. Und er ist davon überzeugt, das er den Kleiner-Finger-Zeigefinger-Gruß erfunden hat, weil er sein Pick immer mit Mittel-und Ringfinger hält. Er hat sich das Bassspielen nämlich selber beigebracht. Und ich mutmaße, er hat eine entsprechend erbärmliche Technik.

Er erzählt unglaublich viele Geschichten, mal interessant, mal nicht. Er hat viele Models gebumst, unter anderem die Mutter von Liv Tyler, a model who was very friendly with a number of rock stars.

1977 kam die dritte Platte raus und verkaufte sich mal lässig eine Millionen mal. Das ist ja recht OK. KISS nahmen alle Vermarktungschancen wahr, unter anderem ein Kiss-Comic. In die Tinte gaben die Jungs ihr Blut. Yeah. 1978 lernt er Cher kennen und lieben. Aber er will sich um Gottes Willen nicht binden. Lieber in der Gegend rumficken. Er findet da den Gedanken an Familie und Kinder noch Scheiße. Das ändert sich erst viel später.

Ace wird immer verdrogter und versoffener, die Bandmitglieder hängen sich seit Jahren auf der Pelle und sind sich überdrüssig und die Soloalben-Scheiße fängt an um sich zu greifen.

1980 flog Peter raus, aber natürlich nur um seiner eigenen Gesundheit Willen, und Paul Caravello stieß zu KISS, der mal glatt in Eric Carr umbenannt wurde. KISS gaben sich zum ersten Mal unmaskiert. Gut für die Karriere. Ace kackte nur noch ab und Eddie Van Halen bot sich an doch bitte bei KISS spielen zu dürfen!! Aber Gene wollte lieber einen unbekannten Gitarristen, weil Eddie schon bekannt war und er nicht wusste welchen Charakter er bei KISS hätte übernehmen können.

Touren, Probleme, Hickhack, vögeln, Mami war immer schon die beste, stinkend reich, und Anfang/Mitte der glorreichen 80er muss Gene seine Fresse auch noch in Filmen präsentieren, unter anderem mit Tom Selleck alias Magnum in „Runaway“. 1984 lernt er Shannon Tweed kennen, auf dem Anwesen vom Playboy-Übervater Hugh Heffner. Gott hab ihn Selig. Shannon war wohl super. Äußerlich konnte man nicht motzen, und sie hat ihn machen lassen was er wollte. Kein Geschrei, kein „wann kommst du wieder?“. Perfekt!

1985 kam „Asylum“ raus und war natürlich locker Platin. Hach Gottchen, wat kost´ die Welt? Gene, Paul, Eric Carr und Bruce Kulick ohne Make-Up im Strom der Hair-Metal-Bands.

Shannon ist schwanger. War von ihm jedenfalls nicht geplant. Gene kann an nichts anderes mehr denken, wird er so ein Scheiß-Vater sein wie sein eigener? Die typischen ich-werde-bald-Papa-Sorgen: Werde ich gut sein, kann ich überhaupt für andere Sorge tragen, wie wechselt man eigentlich eine Windel? Dann schreibt er ewig viele Seiten über ein ganz neues Lebensgefühl-Papi sein. Klingt jedenfalls sehr überzeugend und rührt geradezu zu Tränen. Er ist bei der Geburt dabei, trennt die Nabelschnur, hält ihn zum ersten Mal im Arm, will ihn nicht wieder weggeben und schwört sich selber alles für den Kleinen zu tun und um ihn zu kämpfen, auch wenn er selber dabei draufgeht. Er war noch nie so glücklich und kann sich gar nicht vorstellen, wie das denn war, als er noch keine Kinder haben wollte. Aber heiraten ist immer noch nicht, weil Scheiße. Deswegen besteht er auch darauf, das Shannon nicht als seine Frau dargestellt wird.

Dann folgen sogenannte KISS-Conventions, wo KISS erst ein paar Stücke unplugged spielen, um danach den Fans Rede und Antwort zu stehen. Damit treten sie angeblich die Welle von MTV Unplugged los. Ein weiblicher Fan erzählt auf einer dieser Conventions, das ihr Freund vor kurzem gestorben ist, und sie gebeten hat, eine Kiss-Platte mit ins Grab zu legen. Sie hätte niemals verstanden, wie so eine Loyalität zu Stande kommen kann, aber seit sie so viele nette, und von KISS besessenen Leute auf der Convention kennen gelernt hat, versteht sie das. Dann ist sie zusammengebrochen. Der komplette Saal war totenstill. Und Gene betont damit ein weiteres Mal, das KISS-Fans die besten überhaupt sind, und er sie niemals enttäuschen würde. Blabla.

Ende der 90er kommt dann die riesige Reunion-Tour. Wieder der alte Stress wie vor 20 Jahren mit Ace, und nicht zuletzt deswegen ist er der Meinung, das KISS musikalisch noch nie so schlecht waren. Manche Menschen ändern sich nie. Trotz Sorgen, ob alles klappt, funktioniert alles viel besser als geplant. Aufmerksamkeit in den Medien, volle Stadien, und noch mehr peinlicher Merchandise. I´m here to tell you it´s all good. We don´t hide behind that mask. We worked hard. Bands have come out and said that we´re corporate while they have integrity, and they can point fingers, but the IRS makes no distinction. When you make money, it´s called earned income. As a rock band, you are business, and you have to seize every opportunity to promote your product.

Entwaffnend ehrlich, was? Aber auch geldgierig. Kann man sich jetzt dran totdiskutieren und totphilosophieren ob das gut ist oder nicht.

Er glaubt aber auch, das KISS niemals ihr ganzes Potenzial ausgeschöpft haben, weil die Band niemals eine Einheit war.

Jedenfalls gibt er mehrere, klare Statements ab was das spielen von alten Songs angeht. „...the most satisfying part is still getting up on a stage and playing KISS songs that fans have come to love, from “Strutter” to “Deuce” to “Rock and Roll All Nite”.”

Und seine zwei Kinder, Nicholas und Sophie, können von sich behaupten, das beide Elternteile schon mal auf dem Cover vom Playboy waren. Immerhin.

Und er spricht mahnende Worte gegen Drogen, auch wenn er betont, das jeder machen soll was er will, und das er kein Beschützer von irgendwem ist und so weiter. Aber er sagt, das er gesehen hat, wie Drogen einem die Fähigkeit vernebeln, intelligente Entscheidungen zu treffen.

Jedenfalls liest sich das Buch erst total Scheiße, wird dann aber immer interessanter, und am Ende sieht man die ganze KISS-Sache, und somit die ganze Rock and Roll-Sache mit anderen Augen. Er scheint auch wirklich ehrlich in allem zu sein, aber in erster Linie ist er ja schließlich Geschäftsmann.

Someday soon, just after the final chords of „Rock and Roll all Nite“ ring out on the Shea Stadium stage, I will pick up my bass and exit stage right…and playing the final show will be bittersweet…”

Ich bin jedenfalls froh, das ich das Buch durchgelesen habe. In erster Linie, weil ich jetzt endlich wieder was anderes hören kann außer KISS. Obwohl, wer will das schon?

The Kollege

Wenn man(n) mit seine Freundin zusammen wohnt

28. Juni 2003


Ich kann doch nichts, was soll ich denn für Ratschläge geben? Ach so, ja, da war ja was! Ich bin ja jetzt seit geschlagenen acht (!) Jahren fast durchgehend liiert. Also so was wie alleine sein kenne ich gar nicht mehr, und den Scheiß Klodeckel mache ich schon aus reinem Überlebensinstinkt runter.

Denn anfangs stört einen die Motzerei der Lebensgefährtin über den offenen Klodeckel gar nicht. Irgendwann, nach ein paar geduldigen Monaten, motzt man einfach zurück, bis es wieder einige Monate später so lästig ist, das man automatisch nach dem Pissen denkt: "Wenn ich den doofen Deckel jetzt oben lasse, dann heult die Alte wieder rum. Boh nä, da hab ich jetzt echt keinen Bock drauf. Andererseits, wenn ich den jetzt runterklappe dann hat sie es geschafft und mich geistig versklavt. Was wird wohl dann als nächstes kommen? Hmm..." Einmal angefangen darüber nachzudenken kann man nie wieder aufhören. Einerseits möchte man seinem Partner, den man ja gern hat, auch einen selbstverständlichen Gefallen tun, andererseits ist das doch total bescheuert, denn das tut ja keinem weh wenn der oben bleibt, aber wiederum wenn es sie doch stört könnte man ja nett sein, aber es ist und bleibt nutzloser Aufwand, aber für seine Freundin... denk denk denk...

...das hört nicht auf!

Irgendwann, in einer äußerst schwachen Stunde, da kommt auch dieses bekloppte Thema wieder aufn Tisch. Und überwältigt von der augenblicklichen Harmonie schwört man hoch und heilig, beim Barte seiner Großmutter, das man den verfluchten Deckel ab jetzt ganz bestimmt immer runterklappt, weil man ja so was von verliebt ist und weiß Gott wie Rücksicht aufeinander nehmen möchte und den anderen gerade noch viel doller lieb hat als sonst.

Ab jetzt.

Die Harmonie hält einen Abend lang an, und die Tage darauf ärgert man sich das man dieses dämliche Versprechen gegeben hat, und zwar jedes Mal nach dem Pissen. Aber man steht ja zu seinem Wort und macht jedes Mal artig den Deckel runter.

Es dauert höchstens ein paar Tage da steht die nächste Meinungsverschiedenheit vor der Tür und sie wird beiläufig irgend einen Spruch ablassen der sich auf den beknackten Deckel bezieht. Irgendwas in der Art, das Du ja jetzt endlich vernünftig geworden bist und Dich so verhältst wie sie sich das vorstellt.

Man ist natürlich schwer verärgert, weil man nicht das Gefühl hat das diese immer wiederkehrende und überflüssige Handlung des Klodeckelschließens als Arbeit anerkannt wird sondern als Selbstverständlichkeit abgetan wird. Man kommt sich vor wie ein Hund der von seinem Frauchen ein Bällchen geworfen bekommt und dann wie von Sinnen hinterher rennt. So als wäre man dressiert worden auf Befehl Männchen zu machen. Was ist also aus Trotzigkeit zu tun? Von da an geht alles lustig von vorne los: Der Deckel bleibt oben! Und zwar mit Absicht! Weil es ja so nicht geht, mein Fräuleinchen! Ich zeige Dir schon wer hier der Herr im Hause ist.

Einige Zeit wird sie nichts sagen, und der Sieg scheint in greifbarer Nähe. Irgendwann ist man einfach nur noch froh, das man jetzt den Scheiß Deckel oben lassen kann, sich kein Gemaule anhören muss und die Sache aus der Welt scheint.

FALSCH! Nicht mit einem Menschen weiblichen Geschlechts! Wiederum einige Zeit später - Du wirst die Sache längst ins Schattenreich des Vergessens gedrängt haben - da läuft mal wieder irgend eine sinnlose Diskussion. Und im Zuge Deiner - selbstverständlich lupenreinen - Argumentationen wägst Du Dich schon auf der Seite der Gewinner und Zack - kommt wie aus dem Nichts Deine damalige Trotzhandlung wie eine Dampframme auf Dich zurück!

Schon ist die Angewohnheit den Klodeckel oben zu lassen das schlimmste auf der ganzen Welt! Kein Brandstifter, kein Amokläufer und kein Charles Manson dieser Welt könnte Deiner Freundin je so etwas schreckliches antun, wie Du es jeden Tag machst indem Du diesen saudämlichen Deckel
oben lässt!! Aus! Punkt! Ende! Schluss! Basta! Kein Wenn und Aber! Du bist das Arschloch, der Drecksack, die rücksichtslose Sau! Und das wieder und wieder und auch noch mit voller Absicht!

Somit hat Sie Dich ganz fies abgezockt und ins offene Messer rennen lassen, und Du kannst nichts mehr machen als Dich geschlagen geben und Dir merken, das Frauen viel gemeiner und berechnender sind als Du es Dir in Deinen wildesten Träumen ausmalen könntest. Ein paar Tränchen im Auge Deiner Liebsten tun ihr übriges und sprengen Dein Herz entzwei und brechen damit jeden Rest von Widerstand. Was machst du also? Ganz klar, der Deckel kommt ab jetzt immer brav runter.

Denn das hat ja plötzlich ganz viele Vorteile.

Du beweist Dir, Deiner Partnerin und der ganzen Welt das Du ja doch nicht so ein Riesenarschloch bist. Jedenfalls nicht so wirklich. Und der Größte Vorteil: Für einen mittlerweile winzig erscheinenden Aufwand hast Du es geschafft, das Dir die Partnerin nicht die Ohren voll jammert! Nicht heute, nicht morgen, und schon gar nicht irgendwann wenn Du gerade glaubst Recht zu haben. Irgendwie versuchst Du darüber zu stehen und redest Dir ein, das Du ja nett sein willst, das es ja egal ist wer nun Recht hat weil ihr euch ja lieb habt und das sie Doch ihren Scheiß Willen haben soll! Verdammt!

Somit hat man das Stadium von alten Ehepaaren erreicht: Sie hat Recht und Du Deine Ruhe! Wie lautet also mein kluger Ratschlag an alle, die gerade zusammen in eine Wohnung ziehen wollen?

TUT ES NICHT.

Und wenn, dann schraub um Gottes Willen den Klodeckel ab!

Glück auf!

The Kollege

Oh Gott bitte nicht: Familienessen !

11. Juni 2003


Letzte Woche wurde ich ganz übel auf dem falschen Fuß erwischt.

Ich wurde unter Zeugen gefragt (oder eher schon bedrängt) ob ich nicht am Sonntag am gemeinsamen Mittagessen teilnehmen möchte. "Wie? Gemeinsames Mittagessen?" dachte ich mir. "Von mir aus kann kommen wer will, solange sich jeder selber Bier mitbringt." Ich bin ja schließlich nicht die Wohlfahrt.

Es stellte sich allerdings heraus, das damit eine Fahrt zur "Schwiegeroma" und ein Drei-Gänge-Menü gemeint war. Da ich dämlicherweise vorher erwähnte ich habe Sonntag nichts vor musste ich zusagen. Scheiße!

Es kam wie es kommen musste. Ich wurde brutal von meiner Lebensgefährtin geweckt. "Wer saufen kann, kann auch aufstehen!" höre ich. In meinem Kopf tausend Bauarbeiter und Sternchen vor meinem linken, halb geöffneten Auge. Tatsächlich schon Mittag? Ich beginne eine kurze, sinnlose Diskussion, das sie mich doch bitte schlafen lassen und bei Oma entschuldigen möchte. Aber Oma hat ja jetzt extra für mich mitgekocht und freut sich schon seit Tagen.

Auf dem Beifahrersitz schlafe ich noch kurz ein und schon sitze ich bei Oma im Wohnzimmer. Ich befürchte, dass das Mittagessen hier nicht wie bei mir fünf Minuten dauern wird. Ich rechne mit einer Stunde, also von dreizehn bis vierzehn Uhr. Um vierzehn Uhr dreißig wird der Nachtisch gereicht. Mittlerweile stört es mich gar nicht mehr, das sich die versammelte Sippschaft gnadenlos anschweigt. Ich resigniere und prügel mir diese komische, wabbelige Matsche in den Hals. Ein Königreich für eine Pizza. Und eine Motörhead-Platte.

Als ich kurz nach fünfzehn Uhr vernehme das es gleich noch Kaffee und Kuchen geben soll schießen mir die Tränen in die Augen. Was habe ich in meinem letzten Leben bloß falsch gemacht? Ihr könnt doch nicht ernsthaft glauben, das ein junger Mann in der Blüte seines Lebens nichts anderes im Sinn hat als sich Sonntag Nachmittag der erwartungsvollen Freude einer Schwarzwälder Kirschtorte hinzugeben. Könnt ihr doch nicht!

...aber sie können.

Der letzte Bissen von der zweiten Sorte Kuchen guckt mir noch aus dem Hals als Oma mit einer weiteren Sorte antrabt. Jetzt habe ich aber die Schnauze voll! Ich bin satt, und das schon seit sage und schreibe drei Stunden!

Ob es nicht schmeckt, werde ich gefragt. "Nein, es schmeckt zum kotzen!" denke ich. "Oh, doch, wunderbar, sehr lecker", antworte ich. "Ich bin nur satt."

In der Hoffnung, es bald geschafft zu haben, ignoriere ich die fünf Schläge dieser abgrundtief hässlichen Standuhr, die mich die ganze Zeit auszulachen scheint. Vor Langeweile und Ärger darüber, den Tag die Toilette runtergespült zu haben habe ich das Gefühl platzen zu müssen. Das können allerdings auch die sechs Tassen Kaffee und die Tüte Kekse sein , die mir Oma permanent reinschaufelt.

Zwischendurch habe ich mir mal erklären lassen wer in den 70er Jahren warum wie cool war, und wer welchen dollen Otto in der Schule gebracht hat. Das lachen ist aufgesetzt und kommt wahrscheinlich nur vom Koffeinschock. Außerdem weiß ich jetzt was ich beruflich denn nun richtig mache und was ich noch richtiger machen könnte und wer es denn nun am allerrichtigsten macht.

Als das helle Licht am Ende des Tunnels beinahe ganz klar zu sehen ist bittet Oma zur Terrassenaudienz. Draußen sitzen ist ja soo gemütlich. Ja klar, und um so vieles interessanter als drei Meter weiter rechts im Wohnzimmer.

Es gibt halt Tage, die gibt es einfach nicht!

So sitzen wir also auf der Terrasse rum und unterhalten uns über den Rasen. Länge. Dünger. Pflege. Rasenmähertyp und Gartenschlauchpreise. Meine Partnerin versteht meine Anspielungen nicht das ich nun endlich nach Hause muss. Sie fragt warum und ich habe natürlich keinen nachvollziehbaren Grund. Sie versteht es einfach nicht.

Als die Uhr halb sieben schlägt überlege ich angestrengt ob ich mich von meiner Partnerin trennen sollte. Ich schlafe mit offenen Augen und werde nur kurz aus meinen Träumen gerissen als das Wort "Abendessen" fällt. Oh Gott! Schweig stille, mein Herz! Als ich gefragt werde ob ich auch was essen will bin ich zum ersten Mal für heute einfach nur ehrlich und gebe zu verstehen das ich wahrscheinlich die ganze nächste Woche keine Nahrung mehr zu mir nehmen muss und das wir uns jetzt verpissen.

Zu Hause angekommen steige ich aus dem Auto und gehe direkt Richtung Stadt. Auf die Frage meiner Partnerin was ich denn vorhabe antworte ich: "Wer früh aufstehen muss, muss abends auch saufen!"

Prost.

The Kollege

Was eigentlich daran so geil?

11. Juni 2003


Manchmal wird man mit echt kritischen Fragen konfrontiert. Wenn man da eine vernünftige Antwort finden müsste hätte man schwupps diwupps ein ernsthaftes Problem. Zum Beispiel was daran so geil ist Gästebücher von Bands vollzumüllen. Tja, gar nichts. Und warum machen wir das dann? Vielleicht eine genetische Störung? Ich weiß es nicht, ich will es aber auch nicht wissen. Es ist ja auch totaler Schwachsinn, sich für einen Arsch voll Geld Gitarren zu kaufen, um dann in einem noch teureren Raum, der wie Köter stinkt, mit ein paar verschwitzten Typen Endlosdiskussionen darüber zu führen, ob man sich jetzt "Bügeln mit System" nennt oder ob man ein Stück nicht doch besser in A-Moll spielen sollte.

Genau so bescheuert wie überteuerte Rätselzeitschriften zu kaufen oder wach zu bleiben um Bernd Brot zu gucken. Vielleicht macht das aber einfach ein bisschen mehr Spaß als pünktlich jeden Sonntag um dreizehn Uhr bei Mama und Papa am Mittagstisch zu sitzen und zu erzählen wann der Nachbar wieder den Rasen mähen will.

Und warum gibt man ein Schweinegeld für Bier aus wovon man eine Wampe kriegt, aus dem Hals stinkt, dämliche Scheiße süttert und dabei lallt wie Karl Arsch? Ja warum denn? Weiß ich doch nicht, wahrscheinlich ist das auch lustiger als jeden Abend mit der Schwiegermama vier Stunden vorm Monopoly-Brett zu sitzen und sich das hundertste Mal darüber zu begackern das jemand jetzt - oh weh oh Graus - ins Gefängnis muss und dabei nicht über Los gehen darf.

Warum begibt man sich jedes Mal wieder wissentlich in die Gefahr, von irgendeinem besoffenen Karl-Heinz drei Stunden lang seinen bescheuerten Seelenmüll an die Backe getextet zu bekommen? Das ist nämlich überhaupt nicht lustig, im Gegenteil, das ist einfach nur ganz schrecklich lästig. Das ist nämlich genau so schlimm wie bei Oma Käthe und Onkel Jupp beim Kaffee zu sitzen und sich ebenfalls das einhunderttausendste Mal anzuhören wie viel Pfennig das Brötchen damals denn noch gekostet hat.

Vielleicht kann man ja besoffen einfach alles ertragen, weil man überhaupt nicht zuhört, nicht bei einem einzigen Wort. Und wenn man dann den Arsch so richtig schön voll hat wird das ja auch alles schon wieder lustig.

Vielleicht macht saufen auch gar keinen Spaß. Vielleicht ist es nur die psychische und physische Abhängigkeit. Ganz bestimmt ist sie das! Ich sage: Na und? Mir doch egal! Prost! Und wenn mir die ganzen Sinnlosigkeiten mal langweilig werden, dann kann ich immer noch mit der Oma Käthe und dem Onkel Jupp Halma spielen und den Geschichten aus der Gruft lauschen.

Hm. Warum eigentlich nicht? Wir wollten ja ohnehin mal wieder zum Bauer Ewald auf den Prickingshof. Hauptsächlich um noch mal zu sehen wie wir auch mal sein werden. Nämlich alt. Sehr alt. Das kann man sich da ganz genau ansehen, denn der Prickingshof ist so was wie das Disneyworld für Bauern. Da gibt es ein Bällebad und kleine Trecker für Kinder, ein Restaurant und den größten Zuchtbullen Europas für die Frauen, und für die Männer - jetzt kommt der Blick in unsere Zukunft - eine Kneipe!

Suuuuper! Das muss man sich mal vorstellen: Man muss morgens um sieben Uhr (!) an der Haltestelle stehen, damit einen der Reisebus abholt. Dann zahlt man auch noch eine Gebühr von zehn Euro um mit einer Horde stinkender Rentner zum Arsch der Welt zu eiern. Danach muss man sich selbstverständlich erst mal vier Stunden lang eine Verkaufsveranstaltung mit Pötten und Pfannen antun, nur damit man mal kurz über den Hof latschen kann und am Ende umsonst ein Wurstpaket mit vielen leckeren Würsten geschenkt bekommt. Also ganz ehrlich: Ein Traum!

Aber die Profis, also die Rentner die da öfters hinfahren, die machen das etwas geschickter. So wie der Opa vom Holz, dem "Duschen..."-Webmaster. Erst mal stellen die ihre Familie zu Hause oder weiß der Henker wo ab. Dann gehen die direkt nach dem Ankommen in die Kneipe. Raus aus dem Bus, strammen Fußes vorbei an der Tür die zur Verkaufsveranstaltung führt und dann: Aaaah, Frühschoppen beim Bauer Ewald aufm Prickingshof! Zum Wohlsein.

Ja na und? Fragt die denn etwa einer warum die das machen? Wer will denen das denn verbieten? Und geht es denen schlecht dabei? Na bestimmt nicht! Na also.

Was haben wir jetzt damit bewiesen? Weiß ich doch nicht, aber ich muss mal wieder feststellen: BIER TRINKEN IST LEIDENSCHAFT!

Und nicht bloß ein gammliges Hobby wie Auto fahren.

Wenn ich dann so meine "Petra" vom Juni 2003 aufschlage, und geschmeidig auf Seite 172 schaue, dann weiß ich, das ich Recht habe, und zwar mit jedem Wort. Da wird nämlich ein durchaus sinnvoller Test gemacht: "Der neue Mercedes CLK-Cabrio". Mensch, darauf habe ich gewartet. Und als Bonus: "Die schönsten Sonnenbrillen und die nettesten Cabrio-Strecken". Zitat: "Für traumhafte Blicke hinter die erste Alpenkette lohnt sich die Route von Bad Tölz über Lenggries, Jachenau, den Walchensee und Kochel." Ja, genau, ich selber hätte es nicht besser formulieren können. Eine wahrhaft göttliche Cabrio-Strecke! Mit Verdeck wäre die Scheiße! Aber zum Glück fragt mich ja niemand, warum ich die Petra lese. Ich frage ja auch nicht warum es sich von Bad Tölz nach Kochel ohne Verdeck besser fahren lässt. Denn wer viel fragt kriegt viel Antwort. Und dann hätte man schwupps diwupps ein ernsthaftes Problem, das sich nicht mit Alkohol lösen lässt.

Prost.

The Kollege

...wie man es nicht macht!

01. Juni 2003


Der mächtige Raki schreibt auf der Kinderhomepage wie man sich als Band zu verhalten hat wenn man es zu etwas bringen will. Davon habe ich keine Ahnung, aber ich kann euch erzählen wie man sich verhalten sollte wenn man zehn Jahre am Stück überhaupt keinen Erfolg haben will.

Grundsätzlich ist es auf dem Dorf wesentlich einfacher erfolglos zu sein als in der Stadt. Notfalls überzeuge deine Eltern aufs Land zu ziehen, am besten auf einen Bauernhof fernab jeglicher Zivilisation.

Als erstes sollte man so in der fünften Klasse spätestens seine erste Band gründen. Dabei ist es sehr hilfreich, wenn man einen Bandnamen und ein Logo hat, und das auf jeden Tisch, an jede Häuserwand und auf jeden Rucksack sprüht noch bevor irgendjemand ein Instrument hat oder auch nur annähernd eins spielen kann.

Wird man auf diese Nebensächlichkeit aufmerksam gemacht gilt es diesen Klugscheißer nach allen Regeln der Kunst fertig zu machen.

Irgendwann wird es dann doch nützlich werden irgendein Instrument zu lernen, ungefähr zu dem Zeitpunkt wo die ersten Konzerte geplant werden. Die Verteilung vollzieht sich nach einem einfachen Schema: Jeder guckt zu Hause im Keller und auf dem Speicher ob da vielleicht irgendwas
rumliegt. Es sollte so ähnlich aussehen wie auf den Rockstarvideos, das heißt Blockflöten sehen nicht cool genug aus und fallen somit raus. Wer ein Instrument findet hat somit seine Position festgelegt. Die anderen müssen sich irgendwas leihen. Wer sich selber für den Größten hält singt. Alles klar.

Wie man so einen Gitarrenapparillo bedient steht in feinen Anfängerlehrbüchern wie zum Beispiel von Peter Bursch, die man natürlich nicht durcharbeiten sondern erst mal nur lesen sollte um dann die wichtigsten drei oder vier Seiten in Ansätzen auszuprobieren.

Schlagzeug spielen kann eh jeder und beim singen sollte es die ersten drei Jahre nur um die Wortwahl und nicht um Töne gehen. Alles klar, der Schule Bescheid geben das man eine Band hat, schon kann man auf der Schuldisco seine ersten Einfältigkeiten zum besten geben. Je mehr Leute es kacke finden desto besser. Finden es alle kacke dann habt ihr eine Lebensaufgabe gefunden.

Ab da sollte es Hauptaufgabe sein sich im Proberaum (oder Kinderzimmer) einzuschließen um die ganze Zeit Überhits zu komponieren die nach Möglichkeit nicht mehr als drei Akkorde haben sollten, und die müssen konsequent hoch und runter gespielt werden. Von so was wie Songaufbau sollte man sich stets distanzieren.

Des weiteren muss man die ganze Zeit jammern das niemand anruft um die Band einzuladen und sich gegenseitig immer versichern das man die geilste Band hat die man haben kann. Andere Bands sind grundsätzlich kacke, nur aus dem Grund weil es nicht die eigene ist. Kooperationen mit Leuten aus anderen Bands stehen unter Todesstrafe.

Irgendwann kommt man nicht drum herum ein Demo aufzunehmen. Dazu sucht man sich das arroganteste Arschloch mit der größten Fresse aus um ihm für eine lächerliche Schrottaufnahme das ganze Taschengeld der letzten Monate in den Arsch zu blasen. Kurz später sollte man das Demo dem Müll übergeben.

Man sollte so viel Zeit wie irgend möglich damit verbringen Musikvideos auswendig zu lernen und parallelen zur eigenen Band herauszuarbeiten. Dann sollte man so schlecht es nur geht Riffs und Licks klauen um sie mit dem erbärmlichsten Sound schlecht gespielt wiederzugeben.

Somit wären die ersten drei Jahre mehr als ausgefüllt.

So langsam fängt es an sich musikalisch zusammenzufügen. Das will heißen: Man sollte langsam merken das man eine Gitarre mehr als einmal im Jahr stimmen muss und das sich das kaputte Snarefell nicht von selber repariert. Außerdem wird es langsam Zeit das Mikrofon von der E-Gitarre
wegzunehmen und sich ein Kabel zu besorgen. Die Stereoanlage dient auch nicht weiter als PA und weicht den ersten monströsen 10-Watt-"Verstärkern".

Frisch ausgerüstet braucht man keine Konzerte klarmachen weil man ja jetzt keinem mehr was beweisen braucht. Man weiß ja wer der beste ist. Muss man trotz größter Bemühungen im Probekeller zu verrecken doch mal auf irgend eine Bühne sollte man sicherstellen das man keine Gage bekommt, die komplette PA selber ankarren muss (man hat natürlich selber keine!) und das auch ja keiner Werbung macht damit auch bloß keiner kommt. Um so Nebensächlichkeiten wie ein Bus zum Transport der selber gebauten, tonnenschweren Boxen wird sich frühestens drei Stunden vor Konzertbeginn gekümmert.

Jetzt das wichtigste, nur für Profis:

Konzerte müssen immer was besonderes haben. Zum Beispiel empfiehlt es sich brennend Samstags neben einer Ampel an der Kreuzung seinen Schund aufzubauen, nur weil der Besitzer von dem Sportgeschäft daneben glaubt das die Leute in Scharen in seinen Laden stürmen werden! Das bringt es voll! Das ist der Karriereschub für deine Band.

Des weiteren sollte man keine Mühen scheuen auch auf Geburtstagen von irgendwelchen Freunden im Garten unterm Holzdach zu spielen, die wiederum nur Freunde haben die ausschließlich komplett andere Musik haben wollen. Beispiel: Schraddelpunkband / Ballermannpublikum. Zwischenrufe wie "Ey, macht ma n Anton!" sind als großes Kompliment zu werten.

Wenn das Bistro im Heimatdorf einen gemütlichen Nachmittag im freien mit Kaffee und Kuchen plant und sogar Bullriding anbietet sollte man auf jeden Fall dabei sein. Man stellt sich am besten auf einen gammligen Hänger. Dann wartet man einfach ab ob nicht jemand kommt, und wenn man festgestellt hat das tatsächlich niemand kommt fängt man an.

Am wichtigsten sind Flohmärkte in der Schule. Man sollte sich am besten zwischen dem Briefmarkenstand und der Schmetterlingsausstellung positionieren, denn da tanzt für gewöhnlich der Pogo-Mob.

Wenn dann Geschwisterliebe gecovert wird sollte der Schrei markerschütternd sein, so das Omi sich am Schwarzwälder Kirsch verschluckt und sich beschwert.

Das Tüpfelchen auf dem i bildet dann ein Konzert deiner Band in der Dorfdisco ewig viele Käffer weiter. Das Konzert sollte so wenig wie möglich beworben werden, das euch die genervten Discoprolls auch richtig schön hassen für die untanzbare Musik die da plötzlich die schönen Chartkracher unterbrechen. Zwei Besoffene Metaller sollten dann noch bei einem Death-Metal-Jam ins Mikrofon gröhlen und schon könnt ihr eine weiteres Dorf euer eigen nennen.

Wenn dann mal alles irgendwie zu glatt gehen sollte kann ja immer mal jemand aussteigen. Man sollte es eh vermeiden, länger als fünf Monate mit den gleichen Leuten zu spielen. Denn jemanden einzuproben dauert viel länger als alles andere und bringt zudem absolut nichts! Ganz zu schweigen von der ewigen Sucherei bis sich mal jemand findet der blöd genug ist in deiner Band zu spielen.

Dann werdet ihr merken, das bereits sechs bis sieben Jahre ins Land gezogen sind in denen ihr nichts, nichts, und nichts geschafft habt. Dann kann man prima spekulieren woran es liegt. Am Mikro? Falsches Kabel benutzt?

Spätestens ab da sollte man sich richtig fies auf die Nerven gehen. Und das Tag für Tag. Das zieht man dann noch mal geschmeidige zwei, drei Jahre durch. Dabei darf man sich bloß nicht im klaren darüber sein warum man sich das eigentlich antut.

Irgendwann sollte man sich trennen, das man ja auch nicht in die Verlegenheit kommt das die letzten Jahre was gebracht haben könnten!

Puuh, gerade noch so geschafft.

Herzlichen Glückwunsch! Applaus! Luftballons! Du hast gerade mal ganz lässig zehn geschmeidige Jahre total und komplett die Toilette runtergespült. Super! Astrein! Sauber!

Selten so gelacht.

The Kollege